Fundierte Nachschlagehilfe

Text: Melanie Hieber Klaus-Dirk Schmitz

Wann spricht man von einer Gebrauchsanweisung oder Betriebsanweisung? Heißt es Interne Dokumentation oder interne Technische Dokumentation? Und warum Technischer Redakteur und nicht Informationsentwickler? Wer es genau wissen will, schlägt in der neuen tekom-Terminologie nach.

Inhaltsübersicht

Lesedauer: 06:24 Minuten

Die tekom ist daran interessiert, die wichtigen Begriffe ihres Fachgebietes sauber zu definieren und einheitlich zu benennen. Deshalb hat sie vor ein paar Jahren die Arbeitsgruppe „Terminologie der Technischen Kommunikation“ ins Leben gerufen. Jede Person, die sich für Technische Kommunikation interessiert, kann die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe für die fachinterne und fachexterne Kommunikation nutzen und interaktiv an der Verbesserung und Erweiterung der Terminologie mitarbeiten.

Was ist der Nutzen?

Die tekom hat sich als führender Fachverband für Technische Kommunikation zum Ziel gesetzt, eine übergreifende Terminologie für alle zentralen Begriffe der Technischen Kommunikation in deutscher und englischer Sprache zu erarbeiten. Die Terminologiearbeit der dafür eingerichteten Arbeitsgruppe erfolgt begriffsorientiert und nach dem Prinzip der Benennungsautonomie: Für jeden Begriff wird ein eigener Eintrag in einer Online-Terminologiedatenbank angelegt; Synonyme werden in denselben Eintrag aufgenommen und mit hilfreichen Metadaten dokumentiert; Homonyme (Polyseme) werden in mehreren Einträgen verwaltet, da es sich um unterschiedliche Begriffe handelt. Jeder Eintrag besteht mindestens aus einer deutschen Benennung und einer deutschen Definition, meist ergänzt um Kontextbeispiele, Anmerkungen zur Verwendung, Quellenangaben zur Validierung und weiteren Recherche sowie durch zusätzliche Informationen.

Da die übergreifende Terminologie der Technischen Kommunikation neben den zentralen Begriffen auch Begriffe aus verwandten Fachgebieten enthält, hat die tekom einen Regelungsbedarf für sich selbst und für ihre Mitglieder erkannt. Ziel war es, die Fachsprache zu vereinheitlichen und zu vereinfachen. Die tekom möchte dadurch ihren Mitgliedern verlässliche und stichhaltige Regelungen an die Hand geben, um in der täglichen Arbeit einheitlich und eindeutig zu informieren und zu kommunizieren. Technische Redakteure können in ihrem Berufsalltag durch die tekom-Terminologie unterstützt werden, da unklare Begrifflichkeiten nachgeschlagen und die von der tekom bevorzugten Benennungen verwendet werden können. So können sie beispielsweise nachschauen, ob „Gebrauchsanweisung“ und „Bedienungsanleitung“ unterschiedliche Begriffe oder Synonyme desselben Begriffs sind. Einige Beispiele zeigt Tabelle 1.

Sortierung nach Term, Verwendung und Definition

TAB. 01 Quelle tekom

Da die Terminologie eines Fachgebietes – auch weil sie sich durch neuere technische Entwicklungen verändert und erweitert – niemals endgültig festliegt, führt die Arbeitsgruppe auch in den nächsten Jahren ihre Arbeit fort. An der kollaborativen Erarbeitung und Verbesserung der Terminologie der Technischen Kommunikation können und sollen sich aber auch die tekom-Mitglieder und andere an diesem Thema Interessierte beteiligen, indem sie Vorschläge für neue, bisher noch nicht aufgenommene terminologische Einträge machen, vorhandene Einträge ergänzen oder diese optimieren.

Wo befindet sich die Terminologie?

Die bisher erarbeitete Terminologie der Technischen Kommunikation wird in einer online bearbeitbaren Terminologiedatenbank verwaltet (Abb. 01). Der Zugriff ist für tekom-Mitglieder und andere Interessierte frei zugänglich. Eine eigene Landingpage erklärt ausführlich Ziel und Zweck der Terminologiedatenbank:

Detaillierter Eintrag

Abb. 01 Ansicht der Online-Terminologiedatenbank. Quelle tekom

Auf der Landingpage finden sich auch die Zugangsdaten zur Datenbank, aufgeschlüsselt nach dem jeweiligen Vorhaben:

  • zu allen aktuell bearbeiteten deutschen Benennungen
  • zur Suche nach vorhandener Terminologie
  • zum Formular für Neuvorschläge
  • zum Formular für Änderungsvorschläge
  • zur Kurzanleitung
  • zu den Tutorials

Vor der ersten Nutzung, vor allem bei Neu- oder Änderungsvorschlägen, sollten die Kurzanleitung und das Tutorial konsultiert werden. Stand September 2018 sind 173 terminologische Einträge in der Online-Terminologiedatenbank verfügbar, 141 Einträge davon haben den Prozessstatus „Expertenfreigabe“. Das bedeutet, dass die Mitglieder der Arbeitsgruppe diese Einträge geprüft, freigegeben und für die Arbeit der tekom als verbindlich erklärt haben. Der bei jedem Eintrag angegebene Prozessstatus zeigt, wie weit die Bearbeitung des Eintrags fortgeschritten ist. Die Abfolge der Schritte zeigt Abbildung 2, die Definition der einzelnen Schritte Tabelle 2.

Nutzer schlägt Terminologie vor

Abb. 02 In vier Schritten vom Vorschlag zur Expertenfreigabe. Quelle tekom

Definition der einzelnen Schritte

Tab. 02 Quelle tekom

Die tekom-Terminologie der Technischen Kommunikation hat einen normativen Charakter: In jeder Sprache gibt es pro Eintrag genau eine Vorzugsbenennung; diese sollte immer verwendet werden. Die Benennungen, die in Einzelfällen auch verwendet werden dürfen, erhalten das Attribut „erlaubt“. Die nicht zu verwendenden Benennungen erhalten dagegen das Attribut „abgelehnt“ (Tab. 03).

Eine Vereinheitlichung wurde auch bei unterschiedlichen Schreibvarianten vorgenommen, zum Beispiel Groß-/Kleinschreibung oder Bindestrichsetzung. Dazu konnten nicht immer alle, sondern oft nur die gebräuchlichsten Varianten berücksichtigt werden.

Eine Benennung kann verschiedene Stati erhalten

Tab. 03 Quelle tekom

Wie wird die Datenbank genutzt?

Ob mit einer tekom-Mitgliedschaft oder ohne – alle, die sich für Terminologie interessieren, können barrierefrei auf die Online-Terminologiedatenbank zugreifen. Dies geschieht über die bereits genannte Landingpage. In das entsprechende Anmeldeformular wird als Login und Passwort „tekom“ eingegeben (Abb. 03).

Ein einfacher Vorgang

Abb. 03 Ganz einfach – die Anmeldung zur Datenbank. Quelle tekom

Nach Öffnung der Datenbank kann im Suchfeld des mittleren Bereichs die gesuchte Benennung oder ein Sternchen (*) eingegeben und auf das Suchsymbol (Lupe) geklickt werden. Werden mehrere Treffer angezeigt, kann über das Fenstersymbol zwischen den einzelnen Einträgen gewechselt werden. Im rechten Fenster wird anschließend der Eintrag in der Detailansicht mit Definitionen, Kontextsätzen, Quellen und weiteren Informationen angezeigt.

Ist die Benennung bisher nicht vorhanden, lässt sich über ein leicht verständliches Formular ein Vorschlag für einen neuen Eintrag einreichen. Dazu genügt es, auf der Startseite der Datenbank als Anmeldung und Passwort jeweils „Vorschlag“ einzugeben. Durch Klicken auf das Suchsymbol im mittleren Bereich werden alle bisher eingereichten Neuvorschläge angezeigt. Ist der Neuvorschlag nicht dabei, so kann man im rechten Bereich auf das Plussymbol klicken und gelangt zum Formular, das ausgefüllt und gespeichert werden soll. Den eingereichten Neuvorschlag werden die Mitglieder der Arbeitsgruppe beim nächsten Web-Meeting besprechen. Ist der Neuvorschlag bereits von einer anderen Person eingereicht worden, kann dieser im rechten Bereich über das Kommentarsymbol rechts unten kommentiert werden.

Sollen vorhandene terminologische Einträge ergänzt werden, zum Beispiel um ein Synonym oder eine Definition, oder möchte ein Besucher auf Fehler und Ungereimtheiten hinweisen, zum Beispiel auf eine ungeeignete oder falsche Benennung im Eintrag, so geschieht dies mit dem Änderungsformular. Hierfür wird die Datenbank mit Log­in und Passwort „Änderung“ geöffnet. Auch hier werden durch Klicken auf das Suchsymbol im mittleren Bereich alle bisher eingereichten Änderungsvorschläge angezeigt. Ist der eigene Vorschlag nicht dabei, kann im rechten Bereich auf das Plussymbol geklickt werden. Das angezeigte Formular wird mit Hinweisen zu den Änderungen ausgefüllt und anschließend gespeichert. Auch diese Vorschläge besprechen die Mitglieder der Arbeitsgruppe beim nächsten Web-Meeting. Das Ergebnis der Beratung wird jeweils im Feld „Antwort – wird von der AG TTK ausgefüllt“ dokumentiert. So können Vorschlagende erkennen, was mit ihren eingereichten Erweiterungen bzw. Optimierungen passiert ist.

Wie arbeitet die AG TTK?

Im Sommer 2015 hat die tekom erstmalig zur Mitarbeit in einem Terminologiekreis aufgerufen, der sich um die tekom-spezifische Terminologie kümmern sollte. Die eigentliche Arbeit als offizielle tekom-Arbeitsgruppe „Terminologie der Technischen Kommunikation“ (AG TTK) begann Anfang 2016 unter der fachlichen Leitung von Prof. Dr. Klaus-Dirk Schmitz. Derzeit besteht die Arbeitsgruppe aus 14 Mitgliedern aus Industrie und Wissenschaft. Sie arbeiten ehrenamtlich und kommen einmal im Monat zu einem Web-Meeting zusammen. Darin werden die von den einzelnen Mitgliedern bereits vorbereiteten Einträge besprochen, abgestimmt und freigegeben. Zudem besprechen und bearbeiten die Mitglieder regelmäßig die eingereichten Neu- und Änderungsvorschläge. Auf Grundlage einschlägiger Normen, Fachliteratur und Best-Practices hat die Arbeitsgruppe einen Leitfaden für die einheitliche und auf Dauer konsistente Terminologiearbeit entwickelt. Der „Leitfaden für die Arbeit der tekom-AG TTK“ beschreibt die Struktur der Terminologiearbeit, erklärt die Arbeit mit dem Online-Terminologieverwaltungssystem und legt zum Beispiel fest, wie terminologische Einträge zu erstellen sind, wie die Abstimmungsprozesse erfolgen, wie eine Vorzugsbenennung aussehen soll und wie Definitionen zu verfassen sind.

Experten im ehrenamtlichen Einsatz

Die Arbeitsgruppe „Terminologie der Technischen Kommunikation“, AG TTK, wurde im Sommer 2015 gegründet. Derzeit gehören ihr folgende Mitglieder an:

  • Kristina Christmann (DriveLock SE)
  • Joachim Eisenrieth (Eisenrieth Dokumentations GmbH)
  • Claudia Fottner-Top (TOPTERM)
  • Yvonne Gasser (BAUR GmbH)
  • Nicole Hartge (Siemens AG)
  • Jenny Paatz (B/S/H/ Hausgeräte GmbH)
  • Christine Schmacht (Eppendorf AG)
  • Cordula Schubert-Berker
  • Prof. Dr. Claudia Villiger (Hochschule Hannover)

Fachliche Beratung

  • Prof. Dr. Klaus-Dirk Schmitz

Projektmanagement

  • Melanie Hieber

Technische Unterstützung

  • Dr. Rachel Herwartz (TermSolutions GmbH)

Beauftragte der tekom

  • Dr. Michael Fritz
  • Dr. Claudia Klumpp
 

 

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