Für Einsteiger und Erfahrene

Text: Daniela Straub

Wer schon lange in der Technischen Redaktion arbeitet oder gerade neu anfängt, hat irgendwann den Wunsch nach einer fachlichen Qualifizierung. Die tekom bietet mit der Zertifizierung einen eigenen Weg dafür. Neu sind das „Professional-Level“ und das „Expert-Level“. Wo liegen die Unterschiede?

Inhaltsübersicht

Lesedauer: 05:41 Minuten

Mit der Umstellung des tekom-Zertifizierungssystems gemäß dem internationalen Standard DIN EN ISO/IEC 17024 für die Personenzertifizierung bietet der Fachverband seit dem 1. Januar 2018 die tekom-Zertifizierungsprüfungen auf zwei Qualifizierungslevels an. Die Zertifizierung zur Technischen Redakteurin oder zum Technischen Redakteur kann nun auf dem „Professional-Level“ und dem „Expert-Level“ erworben werden.

Die Zertifizierung auf dem Professional-Level bestätigt dem Zertifikatsinhaber, dass er …

  • unter Anleitung arbeiten und Standardaufgaben lösen kann,
  • grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten der Kernkompetenzen hat, zum Beispiel von Recht und Normen oder auch Professionellem Schreiben,
  • die Schritte des Informationserstellungsprozesses kennt und einzelne umsetzen kann.

Einen höheren Qualifizierungsgrad bestätigt das tekom-Zertifikat auf dem Expert-Level. Der Zertifikatsinhaber …

  • kann eigenverantwortlich arbeiten und komplexe Probleme lösen,
  • hat vertiefte und detaillierte Kenntnisse und Fähigkeiten der Kernkompetenzen,
  • hat zusätzliche Kenntnisse und Fertigkeiten in Spezialgebieten, zum Beispiel von Projektmanagement, Terminologie oder auch Content Management,
  • versteht die Zusammenhänge des Informationserstellungsprozesses und kann die wesentlichen Schritte umsetzen,
  • hat konzeptionelle Fähigkeiten und kann die Arbeit reflektieren.

Durch die Zertifizierungsprüfung wird ermittelt, ob geforderte Fähigkeiten, Kompetenzen und Wissen vorliegen. Nach dem internationalen Standard DIN EN ISO/IEC 17024 müssen die zu erreichende Qualifikation und die zu erwerbenden Kompetenzen explizit und detailliert beschrieben sein. Der tekom-Kompetenzrahmen definiert diese. Die lehr- und prüfungsorientierte Ansicht des Kompetenzrahmens beschreibt für die Zertifizierungsprüfungen die erforderlichen Lerninhalte und Lernziele. Er kann von der tekom-Webseite im Bereich „Beruf und Bildung“ heruntergeladen werden [1].

Was wird geprüft?

Die Zertifizierungsprüfung zur Technischen Redakteurin oder zum Technischen Redakteur stellt die berufliche Handlungsfähigkeit und Qualifikation der Zertifizierungskandidaten fest. Berufliche Handlungsfähigkeit umfasst die Kompetenz, selbstständig sowie zeit- und ergebnisgerecht zu planen, Aufgaben durchzuführen und überprüfen zu können. Die berufliche Handlungsfähigkeit erfordert:

  • Fachkompetenz – Fachwissen, Kenntnisse, Fertigkeiten
  • Methodenkompetenz – Umsetzung, Herangehensweise, Transferleistungen
  • Sozialkompetenz – Kommunikation, Präsentation, Selbstkontrolle

Die Prüfungen haben jeweils verschiedene Teile. Darin werden unterschiedliche Aspekte geprüft, vorrangig Fach- und Methodenkompetenz. In der schriftlichen Prüfung werden Fachwissen, Kenntnisse und Wissen über Prozesse und Methoden abgefragt. Durch die fachliche Projektarbeit oder in praktischen Aufgaben werden Methodenkompetenz in der Umsetzung und die Herangehensweise geprüft. In einer mündlichen Prüfung zeigt ein Zertifizierungskandidat zudem seine Fähigkeiten im Bereich der Sozialkompetenz. Allerdings fließt diese nur indirekt in die Gesamtbewertung ein, indem zum Beispiel die Kommunikationsfähigkeit und Präsentationsfähigkeit mitbestimmt, wie gut der Zertifizierungskandidat im Fachgespräch abschneidet.

Was zeichnet das Professional-Level aus?

Bei der Prüfung auf dem Professional-Level erhalten die Zertifizierungskandidaten zunächst praktische Aufgaben. Anhand eines Auszugs aus einer Technische Dokumentation müssen sie zum Beispiel erkennen, um welche Textsorte es sich handelt. Auch falsche oder schlechte Umsetzungen, wie etwa fehlerhafte Formulierungen von Sicherheitshinweisen, müssen von den Teilnehmern erkannt und verbessert werden. Damit zeigen sie, dass sie praktische Standardaufgaben lösen und einzelne Schritte des Informationserstellungsprozesses umsetzen können. In der Anwendung demonstrieren sie Fachwissen sowie die Fähigkeit, gute von schlechten Lösungen unterscheiden zu können. 

Anschließend folgt die Prüfung von fachlichem Wissen. Es werden sechs inhaltliche Fragen zu den verschiedenen Pflichtbereichen des tekom-Kompetenzrahmens gestellt: Umfeldanalyse, Planung, Konzept­entwicklung und Inhaltserstellung. Durch die Beantwortung der offen gestellten Fragen zeigen die Teilnehmer, dass sie über das erforderliche Theorie- und Faktenwissen in Technischer Kommunikation verfügen. Außerdem, dass sie die erforderlichen kognitiven und praktische Fertigkeiten haben, um Aufgaben zu bearbeiten.

Die Zertifizierungsprüfung für Technische Redakteure auf dem Professional-Level setzt sich zusammen aus:

  • der Bearbeitung einer praktischen Aufgabe (90 Minuten)
  • einer schriftlichen fachlichen Prüfung (30 Minuten)

Was zeichnet das Expert-Level aus?

Um das Zertifikat für das Expert-Level zu erhalten, müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine fachliche Projektarbeit anfertigen. Dazu reichen sie ein Informationsprodukt ein und erstellen eine Reflexion dazu. Das Informationsprodukt stammt aus der Technischen Dokumentation, zum Beispiel eine Anleitung. An dem Informationsprodukt hat der Zertifizierungskandidat mitgearbeitet.

Damit zeigt er, dass er die Kompetenz besitzt, selbstständig tätig zu werden und fachliches Wissen und methodisches Know-how im konkreten Fall anzuwenden und zu transferieren. Zum Informationsprodukt verfasst er eine Reflexion. Darin legt er dar, erklärt und begründet, nach welchen Prinzipien und Methoden das Informationsprodukt gestaltet ist, etwa an welche Zielgruppe es sich richtet und wie sich das auf das Konzept ausgewirkt hat.

Die Kandidatin oder der Kandidat kann ferner erläutern, welche Strukturierungsmethoden angewendet wurden, ob Rahmenbedingungen wie der Publikationsweg oder Vorgaben der Corporate Identity die Gestaltung beeinflusst haben oder ob produktbezogene (zum Beispiel Produktverpackung, Produktgrößen) oder projektbezogene Bedingungen (zum Beispiel Zeit, Systeme, Ressourcen) einen Einfluss hatten. Auch können Vor- und Nachteile des gewählten Ansatzes diskutiert und die Lösung kritisch hinterfragt werden: Was ist gut gelungen? Wo gibt es noch Optimierungsbedarf?

Über die fachliche Projektarbeit wird ein mündliches Fachgespräch geführt. Es werden vertiefende Fragen gestellt und der Zertifizierungskandidat kann die Hintergründe darlegen. So zeigt er seine fachliche Kompetenz und wie er seine Fähigkeiten und sein Wissen unter verschiedenen Bedingungen einsetzt. Außerdem kann er zeigen, wie er mit auftretenden Schwierigkeiten umgeht. Im mündlichen Prüfungsteil werden auch Fragen aus Wahlbereichen gestellt, zum Beispiel aus dem Bereich „Spezielle Medienkonzepte“. Die Wahlbereiche gehen über den Kernbereich hinaus und zeigen spezialisiertes Theorie- und Faktenwissen in der Technischen Kommunikation. Zudem müssen die Prüflinge einen fachtheoretischen Prüfungsteil mit offenen Fragen zu den Pflichtbereichen ablegen. Beim Expert-Level sind diese im Vergleich zum Professional-Level thematisch umfassender und inhaltlich tiefer. Zudem wird ein tieferes Verständnis erwartet und die Fähigkeit, übergreifende Zusammenhänge darzulegen. Mit den Antworten zeigt der Zertifizierungskandidat, dass er umfassendes und tiefes Fachwissen hat, kognitive und praktische Fertigkeiten besitzt und diese sicher und selbstständig im Arbeitsalltag anwenden kann. Eine Expert-Level-Prüfung hat folgenden Ablauf:

  • Erstellung und Einreichung der fachlichen Projektarbeit (Reflexion und Informationsprodukt)

Am Prüfungstag:

  • schriftliche fachtheoretische Prüfung zu den Pflichtbereichen (60 Minuten)
  • individuelle mündliche Prüfung – Verteidigung der fachlichen Projektarbeit im Fachgespräch und mündliche Prüfung zu den Wahlbereichen (je 20 Minuten)

Für wen ist das Professional-Level?

Die tekom-Zertifizierung zur Technischen Redakteurin oder zum Technischen Redakteur auf dem Professional-Level eignet sich für Personen ohne oder nur mit geringen Vorkenntnissen:

  • Quereinsteiger in der Technischen Kommunikation ohne Berufserfahrung
  • Beschäftigte in der Technischen Kommunikation ohne formellen Abschluss in Technischer Kommunikation und mit geringer Berufserfahrung
  • Beschäftigte in verwandten Bereichen, zum Beispiel Technik, Linguistik, Medien oder Kommunikation
  • Personen, die mit dem Zertifikat einen ersten Einstieg in die Technische Kommunikation anstreben

Für wen eignet sich das Expert-Level?

Die tekom-Zertifizierung zum Technischen Redakteur auf dem Expert-Level eignet sich für Personen mit sehr guten Vorkenntnissen und Erfahrung in Technischer Kommunikation. Außerdem für Personen, die bereits eine Professional-Level-Zertifizierung haben oder einen hochqualifizierenden Abschluss anstreben, wie

  • Quereinsteiger, die direkt den höheren Abschluss anstreben wollen und solche, die bereits aufgrund ihres beruflichen Hintergrunds sehr viel Vorwissen mitbringen
  • Beschäftigte der Technischen Kommunikation mit mehreren Jahren Berufserfahrung
  • Zertifizierte Personen auf dem Professional-Level
  • Führungskräfte, Projektmanager und Selbstständige in der Technischen Kommunikation

Wie kann die Vorbereitung aussehen?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um sich auf eine Zertifizierungsprüfung vorzubereiten. Dazu zählen die Teilnahme an einer berufsbegleitenden Weiterbildung, an einer von der tekom akkreditierten Vollzeitmaßnahme oder das tekom-Volontariat. Möglich ist auch ein Selbststudium. Es eignet sich auch für Technische Redakteure, die schon mehrere Jahre im Beruf arbeiten. Welcher Weg am besten geeignet ist, hängt auch von den individuellen Zulassungsvoraussetzungen ab. Diese können der tekom-Zertifizierungsrichtlinie oder den Informationen auf der tekom-Webseite entnommen werden.

Wie wird die eigene Strategie entwickelt?

Die tekom bietet mit der Qualifizierungsberatung allen Interessierten die Möglichkeit, ihren individuellen Kenntnisstand in Technischer Kommunikation zu ermitteln und eine Gap-Analyse durchzuführen: Was weiß ich – was weiß ich nicht? Auf dieser Basis lässt sich eine gezielte Weiterbildungsstrategie entwickeln. Das dazugehörige einstündige Beratungsgespräch mit einem Experten ist für die Mitglieder des Fachverbands kostenfrei. Die Gebühren übernimmt die tekom [2].

Wo stehen die Details?

Alle rund um das Thema Aus- und Weiterbildung und Zertifizierung relevanten Informationen sind auf der tekom-Webseite in der Rubrik „Beruf und Bildung“ zu finden. Der Kompetenzrahmen sowie die lehr- und prüfungsorientierte Ansicht stehen in einem eigenen Bereich. Zudem können Interessenten von der Webseite alle notwendigen Dokumente beziehen.

Links zum Beitrag

[1] http://kompetenzen-technische-dokumentation.tekom.de

[2] www.tekom.de/beruf-bildung/qualifizierungsberatung.html

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