Anleitung zum Gendern

Text: Achim Götz Monika Weissgerber

Wer sich mit Zielgruppen beschäftigt, muss sich auch mit der Gleichberechtigung der Geschlechter auseinandersetzen. Wo die Sprache an Grenzen stößt, soll ein Sternchen oder das Binnen-I weiterhelfen. Allerdings entstehen Wortgebilde, die alles andere als verständlich sind. Was tun?

Inhaltsübersicht

Lesedauer: 10:48 Minuten

Ihre Zielgruppe besteht nur aus Männern? Sind Sie sicher? Wirklich? Dann, aber nur dann, ist dieser Artikel wahrscheinlich nichts für Sie. Für alle anderen: Das mit Männern und Frauen ist kompliziert – und zwar nicht nur im Leben, sondern auch in der Sprache. Schreiben Sie „Benutzer“ und meinen damit sowohl „Benutzerinnen“ als auch „Benutzer“? Dann könnten Sie demnächst Gegenstand der Debatte zum „gendergerechten (geschlechtergerechten) Schreiben“ werden. Sie hat in jüngster Zeit nicht nur die Medien erfasst.

Gender, Geschlecht, Genus

Englisch „gender“ bedeutet auf Deutsch „Geschlecht“ bzw. „Genus“. Genus wird auch grammatisches Geschlecht genannt. Substantive sind im Deutschen entweder männlich (maskulinum), weiblich (femininum) oder sächlich (neutrum): „der Apparat“, „die Maschine“, „das Gerät“. Davon unterscheiden wir das biologische Geschlecht: männlich und weiblich bzw. divers. So wird seit Januar 2019 im deutschen Personenstandsregister die Geschlechtszuordnung für intersexuelle Menschen genannt. Das biologische Geschlecht männlich bzw. weiblich stimmt nicht immer mit dem grammatischen Geschlecht überein: „die Person“ (femininum) kann Individuen unterschiedlichen Geschlechts bezeichnen, „der Mensch“ (maskulinum) und „das Mitglied“ (neutrum) ebenso. Das biologische Geschlecht eines Kindes (das Kind, neutrum) ist männlich, weiblich oder divers.

Wer Gender statt Geschlecht benutzt, bezieht sich oft auf das soziale Geschlecht, also die Geschlechterrolle bzw. Geschlechts­identität, die vom biologischen Geschlecht abweichen kann. Beim gendergerechten Schreiben geht es um das Thema „Berücksichtigung des Geschlechter-Aspektes“, genauer um die Gleichberechtigung in der Sprache.

Selbst wenn Sie persönlich das Thema nicht interessiert, möglicherweise möchte Ihr Unternehmen aus Imagegründen an dieser Stelle Flagge zeigen, um als modern, fair und zukunftsorientiert wahrgenommen zu werden. Vielleicht sollen Ingenieurinnen oder Informatikerinnen als Mitarbeiterinnen für das Unternehmen gewonnen werden, oder es sollen Schülerinnen animiert werden, sich für technische Berufe zu begeistern, oder es sollen Kundinnen für ein bestimmtes technisches Produkt interessiert werden. Nicht nur in diesen Fällen sollte Ihr Unternehmen die sprachlichen Regeln verbindlich festlegen, da die Unsicherheit groß ist und die Einstellungen zu diesem Thema sehr variantenreich.

Von den rechtlichen Aspekten aus betrachtet, sind Sie in den meisten Fällen (noch) auf der sicheren Seite, auch wenn Sie nicht gendern. Bekannt geworden ist das Gerichtsurteil im Fall der Sparkassenkundin Marlies Krämer. Vor Gericht wollte sie erreichen, dass die Bank auch die weibliche Form verwenden muss. Der Bundesgerichtshof urteilte, eine männliche Ansprache allein verstoße nicht gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. Übrigens: Die allermeisten Gesetze und Verordnungen in Deutschland verwenden nur die männliche Form, gendern also nicht. Und es wäre – nebenbei bemerkt – eine wahre Herkulesaufgabe, das kurzfristig zu ändern.

Anders sieht es bereits bei Stellenausschreibungen aus: Wir haben uns längst daran gewöhnt, dass die Personalabteilung „ein/e Monteur/in“ sucht. Ob eine Bewerberin dann Erfolg hätte, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Seit 2019 müssen Stellenanzeigen übrigens auch für das dritte Geschlecht ausgeschrieben werden, wenn sie AGG-konform sein wollen. AGG steht für Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz – umgangssprachlich auch Antidiskriminierungsgesetz. Statt „Wir suchen ein/e Monteur/in“ lesen wir immer häufiger: „Wir suchen einen Monteur (m/w/d)“. Die Abkürzung „m/w/d“ steht für männlich/weiblich/divers.

Sprache ist im Wandel

Weiter unten erfahren Sie, welche Möglichkeiten es im Deutschen gibt, sprachlich damit umzugehen, und welche Vor- und Nachteile die jeweilige Form hat. Über die Hintergründe beim sprachlichen Gendern sollen zunächst die folgenden Abschnitte kurz informieren. Verstehen Sie sie bitte als Denkanstoß oder persönliche Entscheidungshilfe. Aber seien Sie nicht enttäuscht: Eine einzige richtige und gute Lösung gibt es nicht.

Jahrhundertelang haben Autoren im Deutschen auf die zusätzliche Nennung der weiblichen Form verzichtet, wenn sie über Personen geschrieben haben. Die Begründung: Die männliche Bezeichnung meint Männer und Frauen gleichermaßen, sie schließt Frauen ein. Die Grammatik nennt das „generisches Maskulinum“. Beispiel: Jeder Techniker durfte an der Schulung teilnehmen. Er musste es aber nicht bzw. alle Techniker durften … Gemeint ist (vermutlich): Alle Techniker, unabhängig vom Geschlecht, durften an der Schulung teilnehmen. Sie mussten es aber nicht. Wenn man sich ausschließlich auf weibliche Techniker beziehen wollte, konnte man schreiben: Alle Technikerinnen durften … teilnehmen. Sie mussten … Bei den Pronomen muss man sich im Singular zwischen Maskulinum und Femininum entscheiden: er oder sie, sein oder ihr: Im Plural gibt es nur eine Form: „sie“ bzw. „ihr“.

In der beruflichen Welt dominiert das generische Maskulinum.

Abb. 01  „Jedes Verkehrsflugzeug wird von zwei Piloten geflogen“. Stereotypisch stellen wir uns – und zwar unabhängig vom eigenen Geschlecht – eher zwei männliche Piloten vor, wenn wir diesen Satz hören. Das funktioniert sogar bei Berufen, in denen vor allem Frauen arbeiten: Grundschullehrer, Altenpfleger, Friseur. Illustration CSH / unsplash.com

Das Dilemma: Die männliche Bezeichnung ist mehrdeutig, mal meint sie alle Geschlechter, mal nur die männlichen Vertreter. Ein Satz wie „Ein Ingenieur hat in der Regel vier bis sieben Jahre studiert, bevor er in seinem Beruf arbeiten kann“ bedeutet im Normalfall: „Ein Ingenieur bzw. eine Ingenieurin hat ... studiert, bevor er/sie in seinem/ihrem Beruf arbeiten kann“. Im folgenden Satz trifft das nicht zu: „Ein Ingenieur hat in der Regel vier bis sieben Jahre studiert, eine Ingenieurin kommt auf vier bis sechs Jahre Studium“. „Ein Ingenieur“ steht hier also nur für den männlichen Ingenieur. Woher sollen die Leser (und die Leserinnen) wissen, wer gerade gemeint ist: Männer und Frauen oder nur Männer? Für Menschen mit anderen Geschlechtsidentitäten gibt es gar keine grammatische Entsprechung.

Wenn Kommunikation gelingen soll, geht es nicht nur darum, was jemand meint, wenn er etwas schreibt, sondern insbesondere darum, was die Angesprochenen verstehen. Sie meinen weibliche und männliche und andere Kunden, wenn Sie das Wort Kunden benutzen. Wenn die Angesprochenen darunter aber nur männliche Kunden verstehen, haben Sie ein Problem: Sie sind missverstanden worden. Je nachdem, wie wichtig Ihnen das ist, müssen Sie sich bemühen, solche Missverständnisse zu vermeiden. Das Argument, dass das generische Maskulinum jahrhundertelang funktioniert hat und die deutsche Grammatik halt so ist, wie sie ist, zieht nicht mehr so gut: Die Welt hat sich verändert.

Läufer im Startblock mit Staffelstab.

Abb. 02  Ein Experiment, das Sie in Ihrem persönlichen Umfeld wiederholen können, zeigt eindrücklich, wo das Problem liegt. Wenn Sie Personen bitten „Nennen Sie drei berühmte Sportler“, werden Sie signifikant mehr Männer genannt bekommen, als wenn Sie die Frage so formulieren: „Nennen Sie drei berühmte Sportlerinnen und Sportler.“ Quelle CSH/unsplash.com

Ein gesellschaftliches Problem

Was stellt sich jemand vor seinem inneren Auge vor, wenn ein bestimmtes Wort genannt wird? Drei Beispiele:

  • Die Fans zogen grölend durch die Straßen und warfen Bierflaschen auf die Straße. Frauen?
  • Die Fans kreischten ausgelassen und bemalten sich mit ihren Lippenstiften. Männer?
  • Die beiden Elektroniker lösten das Problem in fünf Minuten. Ein Mann und eine Frau?

Ob wir uns unter einer Personenbezeichnung Männer oder Frauen vorstellen, hat viel mit persönlichen Erfahrungen, aber auch mit Vorurteilen (sozialen Stereotypen) zu tun. Das gilt daher auch für Wörter, die geschlechtsneutral sind oder für die es kein gegengeschlechtliches Pendant gibt: Fan, Hebamme, Gast, Fahrgast, Mitglied, Krankenschwester. Die Sache ist also kompliziert und bei weitem nicht nur auf den Gebrauch von Sprache beschränkt.

Die Befürworter(innen) der Gleichberechtigung in der Sprache argumentieren, dass Frauen nicht nur „mit“-gemeint werden wollen – und je nach Klischeevorstellung „verschwinden“. Frauen wollen sichtbar vorkommen. Wenn Sie denken, das sei übertrieben, fragen Sie sich: Wie viele männliche Auszubildenden würden gerne einen Beruf ergreifen, für den es nur eine weibliche Berufsbezeichnung gibt, die männlichen Vertreter also nur „mitgemeint“ sind? Aus Hebamme und Krankenschwester sind folgerichtig die Bezeichnungen Krankenpfleger/in und Entbindungspfleger/in entstanden. Bei der Anrede in Vorträgen und Präsentationen oder Briefen schreiben Sie auch schon lange nicht mehr „Sehr geehrte Herren …“, sondern berücksichtigen beide Geschlechter.

Die Gegner(innen) des geschlechtergerechten Schreibens verweisen auf die Türkei, Ungarn oder Finnland: das Türkische, Ungarische oder Finnische kennt keine grammatischen Geschlechter (oder nur sehr rudimentär). Geht es den Frauen deshalb dort besser als in ihren Nachbarländern, die andere Sprachstrukturen haben?

Mit Strategie zur Gleichberechtigung

In den nächsten Abschnitten sehen Sie 13 Strategien. Diese zeigen, wie derzeit gegendert wird. Einige werden an den immer gleichen Sätzen demonstriert, einmal im Singular, einmal im Plural. Achtung: Es sind durchaus radikale Ansätze dabei, verstehen Sie die Beispiele bitte nicht als unumwundene Empfehlungen.

Empfehlung 1 – Sie benutzen sowohl die männliche als auch weibliche Form verbunden mit „und“, „oder“, „bzw.“:

  • Jeder Informatiker und jede Informatikerin hat mindestens fünf Jahre studiert. Er bzw. sie hat danach viele Jobangebote.
  • Die Redakteure und Redakteurinnen lösten das Problem in fünf Minuten.

Empfehlung 2 – Sie kürzen die Doppelnennungen mit Klammern ab:

  • Jede(r) Informatiker(in) hat mindestens fünf Jahre studiert. Er (sie) hat danach viele Jobangebote.
  • Die Redakteur(inn)e(n) lösten das Problem in fünf Minuten.

Anmerkung: Redakteur(innen) sollten Sie nicht schreiben, da dann das e für den männlichen Plural fehlt. Sie können stattdessen mehrere Klammern benutzen: Redakteur(inn)e(n).

Empfehlung 3 – Sie benutzen für die Doppelnennungen den Schrägstrich:

  • Jede/r Informatiker/in hat mindestens fünf Jahre studiert. Er/sie hat danach viele Jobangebote.
  • Die Redakteure/innen lösten das Problem in fünf Minuten.

Auch hier ergibt sich durch das „e“ in „Redakteure“ ein Problem.

Empfehlung 4 – Sie benutzen das Binnen-I oder Binnen-R, Binnen-N, also einen Großbuchstaben mitten im Wort:

  • JedeR InformatikerIn hat mindestens fünf Jahre studiert. Er (?) hat danach viele Jobangebote.
  • Die RedakteurInnen lösten das Problem in fünf Minuten.

Damit umgehen Sie das Problem, dass sich die unterschiedlichen Endungen nicht gut kombinieren lassen. Diese Schreibweise kam in den 80er Jahren auf. Von Gegnern dieser Schreibweise wird häufig ins Feld geführt, dass gemäß Rechtschreibregeln Großbuchstaben nur am Wortanfang vorkommen dürfen. Tatsächlich kann es notwendig sein, die Autokorrektureinstellungen Ihres Rechtschreibprogramms anzupassen, wenn Sie diese Form verwenden wollen.

Empfehlung 5 – eine neuere Methode ist das Gendern mit einem Sonderzeichen wie Sternchen oder Unterstrichen, auch Gender-Gap genannt:

  • Jede*r Informatiker*in hat mindestens fünf Jahre studiert. Er*sie hat danach viele Jobangebote.
  • Die Redakteur_innen lösten das Problem in fünf Minuten.

Empfehlung 6 – ein weiterer Vorschlag: die (e)x-Form. Auf die Endung -in wird ganz verzichtet und stattdessen ein x oder ex angehängt:

  • Informatikx, Redakteurx, Künstlxs (Plural).
  • Um sich auf die 3. Person Singular zu beziehen (Personalpronomen, Possessivpronomen) wird das Wort ex benutzt.
  • Renate liebt es mit anderen zu diskutieren. Ex lädt häufig dazu ein, … Renate ist Lesex von vielen Romanen.

Die Idee dahinter: Nicht alle Menschen können sich mit der Kategorie „männlich“ oder „weiblich“ identifizieren und finden sich in solchen Formulierungen wieder.

Empfehlung 7 – für Aufsehen sorgte 2011 die Universität Leipzig. Denn sie beschloss, bei der Neufassung ihrer Grundordnung nur noch die weibliche Form für Berufsbezeichnungen zu benutzen. Damit sollten – laut einer Fußnote – auch die männlichen Amtsinhaber mitgemeint sein (generisches Femininum). Wenn Sie diese Strategie verwenden möchten, schreiben Sie folgendermaßen:

  • Jede Informatikerin hat mindestens fünf Jahre studiert. Sie hat danach viele Jobangebote.
  • Die Redakteurinnen lösten das Problem in fünf Minuten.

Empfehlung 8 – ein weiterer Vorschlag, der zeitweise diskutiert wurde, besteht darin, anstelle der männlichen und weiblichen Form den Artikel im Neutrum (das) zu benutzen und auf Endungen ganz zu verzichten: das Briefträger. Unsere Beispielsätze würden dann so aussehen:

  • Jedes Informatiker hat mindestens fünf Jahre studiert. Es hat danach viele Jobangebote.
  • Die Redakteure lösten das Problem in fünf Minuten.

Gerade im Plural besteht häufig allerdings kein Unterschied zum generischen Maskulinum.

Empfehlung 9 – und hier wieder ein gemäßigter Vorschlag: Wenn viele Personenbezeichnungen vorkommen, nennen Sie bewusst hin und wieder die weibliche Form, am besten dort, wo das Klischee noch wirksam ist:

  • Unter den Teilnehmern unserer Social-Media-Kurse sind Rechts­anwältinnen ebenso vertreten wie Lehrer, Informatikerinnen, Friseure und Verwaltungsangestellte.

Wenn Sie Beispiele benutzen, darf statt der fleißigen Sekretärin und des kompetenten Technikers auch mal die erfahrene Pilotin, die langjährige Vorstandsvorsitzende und der warmherzige Altenpfleger vorkommen.

Empfehlung 10 – Sie vermeiden Personenbezeichnungen, aus denen man mit der Nachsilbe -in eine weibliche Form bilden kann, und benutzen eine andere – neutrale – Form: Studierende statt Studenten, Lehrende statt Lehrer, Personal, Team oder auch Belegschaft anstatt Mitarbeiter. In den zahlreichen Ratgebern zum Gendern wird auch vorgeschlagen: Geräteaufsicht statt Gerätewart, abgesandt durch statt Absender, Einstiegskurs statt Anfängerkurs, Rechtsbeistand statt Rechtsanwalt oder auch Gegenüber statt Partner.

Empfehlung 11 – Sie benutzen möglichst den Plural der männlichen Form, weil Sie im Folgetext das Pronomen er bzw. sein vermeiden können: Alle Informatiker haben mindestens fünf Jahr studiert. Sie haben danach viele Jobangebote.

Empfehlung 12 – Sie betonen im Vorwort, dass Sie mit den männlichen Bezeichnungen immer die Frauen mitmeinen, und machen ansonsten, was Sie für gut halten.

Empfehlung 13 – Sie betonen im Vorwort, dass Sie bzw. Ihre Produkte sich an Menschen jeder Geschlechtsidentität richten, dass es Ihnen nicht ausreicht, die männliche Sprachform für alle zu verwenden, und dass Sie sich in diesem Text, der Anleitung usw. bemüht haben, alle explizit zu benennen. Dieses Versprechen sollten Sie dann aber auch einhalten.

Das hat auch Nachteile

Jede der Strategien hat ihre Nachteile: Texte können unübersichtlich werden, wenn man sich als Leser (und Leserin) durch viele Doppelnennungen quälen muss. Der Lesefluss kann durch die vielen Sonderzeichen wie Klammern, Schrägstriche, Sternchen, Unterstriche bzw. Großbuchstaben in der Wortmitte erheblich gestört werden. Manche finden das geradezu scheußlich. Solche Texte lassen sich nicht gut sprechen oder automatisch vorlesen, was für den Aspekt der Barrierefreiheit wichtig wäre. Außerdem können Grammatikfehler entstehen.

Das Binnen-I hat sich in den vergangenen Jahrzehnten offensichtlich nicht durchgesetzt und wird oft als hässlich empfunden. Das Gendern mit Hilfe einer Sonde, etwa einem Sternchen, oder die Endung x oder ex ist ungewohnt und wird von den Gegner(inne)n als Vergewaltigung der Sprache empfunden. Das Gegenargument für diese Fälle: Das Gendern mithilfe auffälliger Formen, die den Text holprig erscheinen lassen, soll geradezu das Problembewusstsein schärfen. Der Vorschlag der Universität Leipzig von 2011 führt zu Missverständnissen. Einige Vorschläge eignen sich zudem für die Berücksichtigung des weiblichen Geschlechts, aber nicht für Menschen mit anderen Geschlechtsidentitäten als männlich und weiblich.

Kriterien für die Umsetzung

Was können wir also guten Gewissens empfehlen? Zunächst einmal: Der Rat für deutsche Rechtschreibung hält sich nach wie vor zurück und gibt keine klare Linie vor. Das ist vielleicht vor dem Hintergrund der bisweilen sehr emotional geführten Diskussionen zum Thema Gendern nicht weiter verwunderlich. Doch wie sollen Sie nun in Ihren Dokumenten, insbesondere in Anleitungen und anderen technischen Dokumenten schreiben? Ein paar Tipps für die Schreibpraxis:

  • In Anleitungen haben Sie oft Glück, denn der Imperativ ist geschlechts­neutral. Nur wenn Personen oder geschlechtsspezifische Benennungen verwendet werden, müssen Sie sich überhaupt Gedanken machen.
  • Berücksichtigen Sie die Bedürfnisse und Lesegewohnheiten aller Zielgruppen, verprellen Sie niemanden. Sie trans­portieren mit Ihren Dokumenten nicht nur Information, sondern auch das Image Ihres Unternehmens.
  • Erzeugen Sie keine Missverständnisse – unter Umständen muss Ihr Text leicht verständlich, eindeutig und rechtssicher sein. Einige Beispiele für gendergerechtes Schreiben zeigen, wie viel schwerer solche Texte zu lesen sein können.
  • Ihre Texte sollen grammatisch korrekt und gegebenenfalls vorlesbar sein.

Das Ergebnis ist notgedrungen ein Kompromiss.

Abbildung aus dem Beitrag "Anleitung zum Gendern"