Wo bitte geht's zur Information?

Text: Peter Oehmig

Ein Informationsprodukt kommt gut an, wenn man schnell die richtige Information findet. Welche Rolle spielt dabei die Navigation? Und was kann sich die Technische Redaktion vom Automobilbau abschauen?

Inhaltsübersicht

Lesedauer: 12:44 Minuten

Das Navigationsgerät (Navi) ist für mich die beste Erfindung, seit es Autos gibt. Der elektronische Copilot hat einen sehr umfangreichen und detaillierten Kartensatz, wählt daraus die schnellste oder kürzeste Route aus, versorgt mich auf zwei Informationskanälen (Karte und Sprache) mit den notwendigen Informationen und lotst mich zum gewünschten Ziel. Ich erhalte Routenalternativen, wenn ein Stau die Weiterfahrt erschwert, und werde gewarnt, falls ich von der berechneten Route abkomme, zu schnell fahre oder wenn eine Gefahrenstelle droht. Es wäre großartig, wenn unsere Informationsprodukte das Gleiche leisten würden. Leider ist das eine schwierige Übung. Schauen wir einmal hin, warum das Navi die Informationen so treffend bereitstellt:

  • Es kennt mein Handlungsziel – zu einem Ort zu kommen, dessen Adresse ich eingegeben habe.
  • Es weiß, ob ich noch auf der Route bin – denn es erkennt meine momentane Position, Richtung und Geschwindigkeit.
  • Es erkennt Hindernisse – weil es TMC-Informationen berücksichtigt.
  • Es kennt meine Präferenzen – weil ich „Metadaten“ eingebe, beispielsweise die Fahrzeugart, ob ich Autobahnen oder Mautstrecken vermeiden möchte oder ob ich unterwegs tanken oder rasten will.

Was ist ein Informationsprodukt?

Beim Wort „Bedienungsanleitung“ erscheint vor unserem geistigen Auge oft ein Mensch, der eine Maschine oder eine Software bedient. Daneben gibt es weitere Zielgruppen mit Informationsbedarf. Wir denken sofort an Service- und Wartungspersonal. An den Einkauf oder den Vertrieb (die Spezifikationen benötigen) oder an das Planungsbüro (das eine Produktionshalle für die Maschine planen muss) denken wir hingegen nicht sofort. Und wer hat schon den Menschen in der Bank oder Versicherung im Blick, der die Leasingrate oder Versicherungsprämie für ein Produkt kalkulieren muss und dafür Informationen über Lebensdauer, Kaufpreis, Betriebskosten und Ausfallwahrscheinlichkeiten braucht? Jede dieser Zielgruppen nimmt „produktbezogene Handlungen“ vor. Ein Informationsprodukt in Form von Text, Bild, Video oder Ton deckt den Informationsbedarf einer Zielgruppe und ermöglicht es, die jeweilige produktbezogene Handlung korrekt und effizient durchzuführen.

Wie lauten die Herausforderungen?

Das Navigieren durch ein Informationsprodukt folgt den gleichen Vorgaben wie denen des Navigationssystems:

  • Die Navigation muss funktionieren und Zeit sparen, auch in Stresssituationen.
  • Sicherheitsinformationen sind so zu platzieren, dass sie nicht übersehen werden.
  • Es gilt, genau und schnell die Information bereitzustellen, die gerade benötigt wird.
  • Außerdem ist festzulegen, wo die Benutzer geradestehen (örtlich und vom Vorwissen).
  • Den Weg zum Handlungsziel gilt es zu zeigen – es kann aber eines von vielen unterschiedlichen Handlungs­zielen sein, und viele Wege können zum Ziel führen.
  • Auf unterschiedliches Vorwissen ist einzugehen – das Informationsprodukt sollte eine komfortable Navigation für Einsteiger und erfahrene Benutzer ermöglichen.
  • Eine „intuitive“ Navigationshilfe ist einzubauen – sofern es diese gibt.
  • Und nicht zuletzt muss die Rückmeldung „Sie haben Ihr Handlungsziel erreicht“ erfolgen.

Intuitive Navigationsprinzipien

Die nachfolgenden Prinzipien funktionieren (mit wenigen Ausnahmen) ohne weitere Erklärung:

  • Blinken und Laufschrift fallen sofort ins Auge, da Veränderungen und Bewegungen im Bildinhalt vom Gehirn vorrangig bearbeitet werden. Sie sollten aber nur eingesetzt werden, um notwendige oder zeitkritische Benutzeraktionen zu signalisieren.
  • Hohe Schärfe, verstärkte Linien und farbige Hervorhebungen lenken den Blick automatisch auf das Wesentliche. Schärfen Sie im Bildbearbeitungs­programm die wichtigen Bildstellen leicht und legen Sie über die anderen Bildteile eine leichte Unschärfe. Bei farbigen Bildern können Sie alternativ die Farbsättigung erhöhen und verringern, bei Zeichnungen die Linien verstärken.
  • Gestaltgesetze: Was nahe beieinander ist, ähnlich aussieht, gemeinsam umrahmt oder farbig hinterlegt ist, gehört zusammen.
  • Ein Pfeil fliegt immer in Richtung der Spitze oder weist auf das Wichtige an der Spitze hin.
  • Aufeinanderfolgende Handlungsschritte haben eine aufwärts zählende Nummerierung.
  • Verkehrszeichen, vor allem Ampeln, Stoppschilder und „Achtung“-Schilder werden fast überall verstanden, wo es Autos gibt. Die Farbzuordnung von Rot für „Stopp, Störung, Abbrechen“ und Grün für „Betriebsbereit, OK, Bestätigen“ sind weit verbreitet.

Kognitive Landkarten

Durch Lernen und Lebenserfahrung entstehen Erwartungen an Aufbau und Struktur oder zeitliche Abfolge von Handlungen. Diese – oft unbewussten – Erwartungen sind die „kognitiven Landkarten“, nach denen sich  Menschen per „Voreinstellung“ orientieren. Wer etwas kauft, erlebt eine zeitliche Abfolge: transportieren, auspacken, Inhalt prüfen, Verwendung vorbereiten, verwenden, entstören, entsorgen. Und eine Person erwartet die gleiche Reihenfolge im mitgelieferten Informationsprodukt. Wer einen Computer oder ein Smartphone gekauft hat, erlernt die Struktur und die Handhabung der Steuerelemente des Betriebssystems, von Webbrowsern und von Suchmaschinen – und setzt die gleiche Struktur und Navigationsmöglichkeiten im Informationsprodukt voraus.

Beobachten Sie die Zielgruppen Ihrer Informationsprodukte. Schauen Sie bei Schulungen zu. Veranstalten Sie Cardsorting- oder Strukturierungsworkshops, um die kognitiven Landkarten Ihrer Zielgruppen kennenzulernen. Gestalten Sie Suchfunktionen so, dass sie sich wie bei den großen Internetdiensten bedienen lassen. Wenn Sie die kognitive Landkarten Ihrer Zielgruppen verwenden, vermeiden Sie für die Benutzer zusätzlichen Lernaufwand und führen sie schneller zum Handlungsziel. Ideale Ergänzung für die kognitiven Landkarten sind gesetzliche und normative Strukturvorgaben. Wenn es diese gibt, ersparen sie Ihnen einen Teil der eigenen Überlegungen.

Informationsmenge reduzieren

„Perfekt ist nicht, wenn man nichts mehr hinzufügen kann, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.“ Dieser Satz gilt auch für Informationsprodukte. Der wichtigste Schritt zur besseren Navigation ist, alle Informationen zu streichen, die nicht relevant für die Zielgruppe sind. Die Relevanzen ändern sich: Vor 30 Jahren waren Informationen über Funktionen des Betriebssystems, der Tastatur und der Maus hilfreich. Heute genügt ein Hinweis im Vorwort auf die Kenntnisse, die vorausgesetzt werden (dürfen).

Sichere Indizien für zu viel überflüssige Information:

  • Ableitung einer „Kurzanleitung“, oft ohne Sicherheitshinweise; wenn die Kurzanleitung und die Sicherheitshinweise ausreichen, um das Handlungsziel zu erreichen, ist beides zusammen die Bedienungsanleitung. Dann können Sie die verbleibende Information streichen oder in ein anderes Informationsprodukt packen.
  • Sie haben das Gefühl, Sie müssten „wichtige“ Sätze und Abschnitte hervorheben. Dann enthält der Text wahrscheinlich zu viele unwichtige Informationen, die Sie streichen können.

Tipp: Wenn Sie in Ihrem Texteditor die Schriftgröße einstellen können, verwenden Sie einen größeren Schriftgrad für Fließtexte (zum Beispiel 16 p statt 10 p). Sie schreiben dann automatisch kürzere Texte.

Produktvarianten nicht mischen

Wie schaffen Sie es, einen Puzzlespieler zu verwirren? Legen Sie aus einem anderen Puzzle fünf Teile in das Puzzle, die da nicht reingehören. Steigerung: Nehmen Sie noch fünf der Originalteile heraus. Zu viele oder falsche Puzzleteile erwartet niemand. In der Betriebsanleitung meines Autos finde ich viele Puzzleteile, die nicht hineingehören. Es sind drei Diesel- und zwei Benzinmotoren beschrieben, nicht vorhandene und nicht nachrüstbare Sonderausstattungen wie Klimaanlage, Sitz- und Lenkradheizung sowie verschiedene H4-, H7- und LED-Scheinwerfer. Aus diesen Teilen darf ich bei Bedarf die „richtige“ Variante meines Autos zusammenpuzzeln. Ein „falsch“ zusammengesetztes Puzzle kostet Zeit und eventuell Geld, wenn die falsche Ersatzlampe oder der falsche Kraftstoff gekauft wurde.

Die Reduzierung auf die genau zu der Produktvariante gehörigen Informationen ist ein weiterer Schritt. Wenn es möglich ist, liefern Sie Ihre Informationsprodukte nur in jeweils einer Sprache aus. Für die Navigation sind mehrsprachige Informationsprodukte aber keine große Erschwernis, weil jeder Mensch seine Muttersprache automatisch erkennt.

Suchmaschinen einsetzen

Der größte „Informationsberg“ unseres Zeitalters ist wohl das Internet. Suchmaschinen ermöglichen es, die „Informationsnadel“ in diesem „Mount Everest“ zu finden. Google und Youtube leisten das dank ausgefeilter Algorithmen und einer leistungsfähigen Infrastruktur erstaunlich gut. Wer einen Internetzugang hat, sucht oft zuerst mal dort. Deshalb sollten Sie Ihre Informationen, sofern elektronisch verfügbar und geeignet, auch dort zugänglich machen.

Die Anbieter von Redaktionssystemen bieten inzwischen auch „Findemaschinen“ an, die aus Metadaten oder Verzeichnisstrukturen Auswahlfelder erzeugen, um zusätzliche eingrenzende Suchkriterien auswählbar zu machen. Das Unternehmen Heidelberger Druckmaschinen hat eine visuelle Suchmaschine entwickelt. Im Einstiegsdialog wird das Schema der Druckmaschine und der Zusatzaggregate angezeigt. Durch Anklicken eines Bereichs oder Aufziehen eines Auswahlrechtecks werden alle Topics gefunden, die für die Auswahl relevant sind.

Achten Sie beim Einsatz von „Findemaschinen“ auf das Bedienkonzept (Standards setzen derzeit Google und Youtube), auf das Lizenzmodell, auf die Anforderungen an das Betriebssystem (idealerweise lauffähig in einem Webbrowser ohne Installation zusätzlicher Software) und auf die Arten, wie Metadaten zugewiesen werden. Um eine visuelle Auswahl zu ermöglichen, müssen zum Beispiel jedem Topic im Redaktionssystem Metadaten zum Einbauort zugewiesen werden.

Gedruckte Information lässt sich auch online verfügbar machen: entweder durch Bereitstellung der Druckdaten im PDF-Format oder bei nur in Papierform vorhandenen „Altlasten“ durch Einscannen und OCR-Erkennung. Viele Menschen ziehen die elektronische Volltextsuche dem Blättern in Papierseiten vor und finden damit schneller eine Information.

Finden ohne Suchmaschine ist möglich, wenn Produkte, Aggregate oder Arbeitsplätze mit QR-Codes, Barcodes oder digitalen Typenschildern ausgestattet sind. Dann reicht (Internetzugang vorausgesetzt) ein Smartphone oder Tablet, um die Benutzer automatisch zur Online-Information zu leiten. In Papierdokumenten können Sie QR-Codes einbauen, die zu Instruktionsfilmen oder Online-Informationen führen. Wenn Sie die Zielgruppenzugehörigkeit der Benutzer abfragen, lässt sich die Informationsmenge noch weiter verringern. Informieren Sie die Benutzer über die Online-Zugriffsmöglichkeit und stellen Sie sicher, dass die Onlineverfügbarkeit jederzeit gewährleistet ist.

Information aufteilen

Eine „W-Fragen-Matrix“ hilft Ihnen bei der Aufteilung und Modularisierung Ihrer Informationen:

  • Wer ist die jeweilige Zielgruppe? Dazu zählen Servicepersonal, Wartungs­personal, Bedienpersonal, „Standard­anwender“ oder Administrator.
  • Wo (ist der Arbeitsplatz oder das Aggregat)? Bei größeren Maschinen und Anlagen hilft die ortsbezogene Gliederung. Für jeden Arbeitsplatz und jedes Aggregat brauche ich nur die dafür notwendigen Informationen.
  • Was (ist der nächste Schritt im Produktlebenszyklus oder das
  • momentane Handlungsziel)?
  • Welche (Produktvariante) ist es?
  • Welches (Dialogfenster, Bildschirm­menü, Fehlermeldung) wird gerade angezeigt?
  • Wie (kann ich das Handlungsziel bestimmen und erreichen)?

Tabelle 01 zeigt eine grobe Aufteilungsmatrix für eine Produktionsmaschine.

Die Information können Sie auch nach anderen sinnvollen Kriterien aufteilen. Bei Verbrauchsgütern führt meist eine Person die verschiedenen Handlungen durch, bei Produktionsmaschinen sind es oft verschiedene Personen, die jeweils eine Handlung durchführen. Die Matrix erleichtert die Aufteilung der Information in Module und ermöglicht es, ein Modul in mehreren Informationsprodukten einzusetzen. So brauchen Bedien-, Wartungs- und Servicepersonal Sicherheitshinweise. Die Person, die die Versicherungsprämie kalkuliert, benötigt diese Informationen hingegen nicht.

Tabelle für das Aufteilen von Information.
Tab. 01  Quelle Peter Oehmig

Metadaten verwenden

Es lohnt sich, wenn Sie sich an Metadaten-Standards, etwa iiRDS von der tekom, und an strukturelle Vorgaben von Produktnormen anlehnen. Dann müssen Sie das Rad nicht neu erfinden und können damit rechnen, dass die Anbieter von Autorensystemen zunehmend automatisierte Lösungen für die Handhabung und Pflege der Metadaten entwickeln. Derzeit geschieht das Anreichern von Informationen mit Metadaten oft noch manuell.

Einen Instruktionsfilm aufnehmen

Die Dateibenennung und die ersten fünf Sekunden eines Instruktionsfilms entscheiden darüber, ob er angesehen wird. In dieser Zeit muss der Betrachter wissen, für welche Zielgruppe, welches Produkt und welche Handlung der Film gemacht ist. Youtube oder die Mediatheken der Fernsehsender setzen den Standard für die Bedienung des Abspielprogramms.

Halten Sie Instruktionsfilme möglichst kurz. Schließlich sind sie ein „serielles“ Medium, eine bestimmte Stelle innerhalb des Instruktionsfilms lässt sich nur mühsam exakt auswählen. Unterteilen Sie längere Handlungssequenzen in mehrere Instruktionsfilme, die sich verlinken lassen. Stellen Sie Sicherheitshinweise direkt vor die Handlungssequenz, dann werden sie nicht übersprungen oder übersehen.

Wählen Sie als Kameraperspektive immer die Sicht der handelnden Person oder den „Schulterblick“. Schon im Mittelalter schaute der Lehrling dem Meister über die Schulter, da bei Betrachtung von der gegenüberliegenden Seite die Handlung „seitenverkehrt“ hätte nachvollzogen werden müssen. Das ist für die meisten Menschen schwierig. Vertonen Sie die Instruktionsfilme nachträglich. Denn bei der Aufnahme ist es schwierig, gleichzeitig auf die Kameraführung und die passende Vertonung zu achten.

Der Betrachter kennt den Standort der Kamera nicht. Wenn möglich, stellen Sie die Kamera auf ein Stativ, ändern Sie die Kameraposition nicht und verwenden Sie ein Objektiv mit Normalbrennweite. Wenn Sie die Kamera bewegen, lassen Sie die Bewegungssequenz im Film, damit der Betrachter den Standortwechsel nachvollziehen kann.

Online-Informationen aufbereiten

Oft gibt es mehrere Wege, um ein Handlungsziel zu erreichen. Zeigen Sie nur einen Weg – nicht den kürzesten, sondern den sichersten. Zeigen Sie zunächst den Startpunkt Ihrer Informationsroute und leiten Sie Handlungsschritt für Handlungsschritt zum Ziel. Signalisieren Sie, wenn das Ziel erreicht ist. Abkürzungen und alternative Wege finden die Anwender selbst.

Text auf dem Bildschirm erfordert, sich kurz zu fassen, da weniger Text angezeigt werden kann als auf Papier. Formatieren Sie Hyperlinks so, wie es das Betriebssystem tut. Dann erklärt sich die Funktion von selbst.

Statt Text bevorzugen viele Menschen eine Bildschirmaufzeichnung, die sie Schritt für Schritt durch die Programmfunktionen führt. Achten Sie beim Erstellen auf den passend konfigurierten Startpunkt (meistens so, wie die Bedienoberfläche direkt nach der Installation aussieht) und auf eine ruhige Mauszeigerführung. Wenn Sie die Bildschirmaufzeichnung mit einem gesprochenen Text ergänzen wollen, mischen Sie diesen nachträglich hinzu. Denken Sie aber daran, dass gesprochene Texte Hürden im Übersetzungsprozess sind.

Verwenden Sie die Navigationselemente und Konventionen des Betriebssystems. Dann müssen die Anwender nicht umlernen. Wenn möglich, nutzen Sie interaktive Zähler, die auswerten, wie oft eine Online-Information aufgerufen wurde. Wenn der Zähler auf Null stehen bleibt, ist die Information wahrscheinlich nicht korrekt verlinkt. Wenn nur wenige Aufrufe erfolgen, ist die Information vielleicht überflüssig.

Online-Informationen werden aus einem Programmdialog aufgerufen. Ihre Online-Information sollte in einem Topic oder auf einer Bildschirmseite alle Informationen bereitstellen, die der Anwender zu diesem Programmdialog braucht. Stellen Sie Links zu weiterführenden Informationen ans Ende des Topics, dann verleiten Sie die Anwender nicht zum Kreuz-und-quer-Springen. Spätestens beim dritten Mausklick sollten die Hinweise zum Handlungsziel gefunden sein, sonst geben viele auf.

Terminologie-Konsistenz zwischen Online-Hilfe und Programmdialog ist wichtig. Sonst hilft die Online-Hilfe nicht, weil man vergeblich nach dem entsprechenden Menüeintrag sucht. Nehmen Sie alle Meldungstexte und Menüeinträge Ihrer Software in die Terminologiedatenbank auf, um den Gleichklang mit der Online-Information zu gewährleisten. Wenn Sie die Möglichkeit haben, bauen Sie eine Rückmeldefunktion in die Online-Information ein. Stellen Sie aber sicher, dass Rückmeldungen zügig bearbeitet werden.

Screenshots reduzieren

Der Screenshot eines ganzen Programmdialogs kostet Platz und enthält viele Tasten oder Texteinträge, von denen nur wenige relevant sind. Häufig reicht es, den Programmdialog nur grob schematisch anzudeuten oder eine Taste oder einen Ausschnitt zu zeigen. Wenn Sie nicht relevante Texte durch Balken oder „XXX“ ersetzen, lenken Sie den Blick auf das Wesentliche und der Übersetzungsprozess läuft mit weniger Nacharbeit.

Papier sorgfältig aufteilen

Beobachten Sie, wie die meisten Menschen in Ihrer Umgebung lesen. Kaum jemand benutzt das Inhaltsverzeichnis. Die Beipackzettel vieler Produkte informieren auf einem Blatt. In der Tageszeitung findet man sich zurecht, weil man sich an die Struktur gewöhnt hat und reichlich Zeit ins Lesen investiert. Die meisten Bücher, vor allem Unterhaltungsliteratur, sind auf sequenzielles Lesen von vorne nach hinten ausgerichtet. Ein Lesezeichen genügt, um später nahtlos weiterzulesen. Telefonbücher sind alphabetisch aufgebaut. Selbst im Kirchengesangbuch genügt dank Standardisierung die Angabe der Liednummer, um das nächste Lied passend aufzublättern.

In unseren Informationsprodukten sollen Benutzer schnell das Notwendige finden, denn meistens steht eine Person unter Zeitdruck. Ein dickes Bedienhandbuch entmutigt viele Menschen, bestenfalls blättern sie es durch und überfliegen die Seiten. Teilen Sie das dicke Buch in viele dünne. Und informieren Sie auf dem Umschlag oder Rücken, welche Informationen für welche Benutzergruppe enthalten sind. Damit kommt der Benutzer der Information schon viel näher.

Viele Menschen blättern das Papierdokument schnell durch und überfliegen die Seiten – sie „scannen“. Das heißt, sie benutzen Navigationselemente wie Kolumnentitel, Bilder, Überschriften, Seitenzahlen, Marginalien, Hervorhebungen und Farben (Abb. 01). Erst wenn sie damit nicht zum Ziel kommen, stoppen sie am Ende des Druckprodukts, idealerweise beim Stichwortverzeichnis. Mit der Seitengestaltung können Sie das Finden erleichtern.

Überblick über eine Buchseite und deren Navigationselemente.
Abb. 01 Einige Beispiele von Navigationselementen in einer gedruckten Publikation. Quelle Peter Oehmig; tekom

Wie sehen die Navigationselemente aus Abbildung 01 im Detail aus?

Kolumnentitel (1): Diesen Bereich „scannen“ die meisten Menschen zuerst. Deshalb sollte der Kolumnentitel über den Inhalt der aktuellen Seite informieren (lebender Kolumnentitel). Ein „toter“Kolumnentitel, der im ganzen Dokument gleich ist, ist für die Navigation nutzlos.

Überschrift (2): Der Schriftgrad muss mindestens zwei Punkt größer sein als im Fließtext, damit die Überschrift hervorsticht. Der Fließtext darunter sollte die Information enthalten, die die Überschrift verspricht.

Marginalien (3): Setzen Sie die Marginalien deutlich vom Grundtext ab. Die Marginalie soll den Inhalt des daneben stehenden Textblocks in Ultrakurzform wiedergeben.

Textblöcke (4): Verwenden Sie Hervorhebungen (fett, kursiv) nur sparsam. Viele Hervorhebungen sind ein Indiz für Kürzungsbedarf oder unstrukturierte Information.

Weitere Navigationselemente sind:

  • Stichwortverzeichnis: Platzieren Sie es ganz am Ende, dann „entdeckt“ es der Benutzer zwangsläufig. Eine Terminologiedatenbank, die Synonyme und Negativtermini bereitstellen kann, führt auch dann zum Ziel, wenn mit einem Terminus gesucht wird, der nicht zur Terminologie Ihres Unternehmens gehört.
  • Inhaltsverzeichnis: Ab zwölf Seiten ist es ein Muss, auch wenn es nicht alle Lesenden nutzen. Wenn Sie die Information auf mehrere Dokumente aufteilen, haben Sie auch mehrere kleinere Inhaltsverzeichnisse. Maximal drei Hierarchiestufen sollte es haben. Bei Bedarf stellen Sie vor jedes Kapitel noch ein kapitelspezifisches Inhaltsverzeichnis, damit verteilen Sie dessen Umfang und auch die Hierarchiestufen.
  • Registerblätter: Verwenden Sie dickeres Papier oder machen Sie die Registerblätter etwas breiter. Damit stoppen Sie den „Durchblätter-Fluss“ und machen den Themenwechsel fühlbar.

Stellen Sie die sicherheitsrelevanten Informationen an den Anfang, um die maximale Aufmerksamkeit des Lesers zu nutzen. Die Bedienungsanleitungen für Druckmaschinen werden in Ringordnern ausgeliefert, die wichtigsten Sicherheitshinweise stehen auf der Innenseite des Umschlags. Wird der Ordner aufgeschlagen, sind die Hinweise zwangsläufig immer vor Augen.

Sie haben Ihr Ziel erreicht

Nicht vergessen: Signalisieren Sie, woran erkennbar ist, dass die Handlung oder Handlungssequenz jetzt abgeschlossen ist. Das Navi meldet auch, wenn das Ziel erreicht und Zeit ist, einen Parkplatz zu suchen. Im Sinne dieses Artikels haben Sie Ihr Ziel erreicht, wenn Sie Ideen oder Anregungen für Ihre Arbeit finden konnten. Benutzergewohnheiten ändern sich, deshalb sind die Ziele von Informationsprodukten variabel. Gehen Sie in die Schulungsabteilung, begleiten Sie Installation und Einweisungen bei Kunden, schauen Sie Ihrer Zielgruppe bei jeder Gelegenheit über die Schulter und werten Sie Rückmeldungen aus dem Feld aus. So stellen Sie sicher, dass die Benutzerinnen und Benutzer Ihrer Informationsprodukte auf dem richtigen Weg bleiben.

links und literatur

 

Autocockpit mit Fahrer und Navigationssystem