Bilanz: ein Jahr iiRDS-Konsortium

Text: Judith Hallwachs

Die Technische Kommunikation rüstet sich für die Bereitstellung intelligenter Information. Mittendrin: das iiRDS-Konsortium. Seit etwa einem Jahr hat es den von der tekom entwickelten Standard iiRDS unter seine Fittiche genommen und arbeitet an der Weiterentwicklung. Zeit für eine erste Bilanz.

Inhaltsübersicht

Lesedauer: 05:21 Minuten

Bereits 2016 wurde die tekom-Arbeitsgruppe „Information 4.0“ gegründet mit dem Ziel, die Informationsbereitstellung für die Zukunft grundlegend zu verändern. Nach zwei Jahren stand als Ergebnis der Bereitstellungsstandard für intelligente Information fest: iiRDS oder auch intelligent information Request and Delivery Standard.

Um den Standard mit einer größeren Struktur weiterentwickeln und sein Potenzial ausschöpfen zu können, wurde im Januar 2018 das iiRDS-Konsortium gegründet. Nahezu alle Unternehmen, die seit der ersten Stunde in der Arbeitsgruppe Information 4.0 dabei gewesen sind, traten dem Konsortium als Gründungsmitglied bei. Auch einige neue Unternehmen kamen hinzu, so dass das Konsortium mittlerweile 30 nationale und internationale Mitglieder zählt. Kontinuierlich arbeiten sie an der Weiterentwicklung des Standards mit. Das Konsortium bietet verschiedene Arten von Mitgliedschaften. Jedes Unternehmen kann sich nach Möglichkeiten und Kapazitäten einbringen und im Konsortium mitbestimmen.

Das Konsortium ist bei der tekom eingebunden, die auch die Leitungsfunktion hat. Ein von den Konsorten gewählter Lenkungsausschuss, das „Steering Committee“, stimmt sich eng mit Vertretern des Fachverbands ab. Auf dieser Ebene werden die Managementfragen des Konsortiums geklärt und die Roadmap festgelegt: In welche Richtung soll sich der Standard entwickeln? Welche Arbeitspakete sind dafür notwendig?

Für die inhaltliche Arbeit an den Arbeitspaketen hat das Konsortium 2018 drei Arbeitsgruppen und drei Taskforces ins Leben gerufen. Alle Konsorten können sich dort beteiligen. Durch die Zusammensetzung der Arbeitsgruppen und Taskforces mit unterschiedlichen Experten kann das Konsortium mit vielschichtigem Fachwissen rechnen. Die Ideengenerierung ist somit ein spannender Prozess, in dem viel Fachwissen aufeinanderprallt und diskutiert wird.

Auf lange Sicht

Die Arbeitsgruppen haben mehrere langfristige Arbeitspakete, die Taskforces hingegen lediglich eine definierte, kurzfristige Aufgabe. Bislang wurden drei Arbeitsgruppen gebildet.

1. Arbeitsgruppe „Tools – Validation – Content“: Die Experten erarbeiten verschiedene Tools und Inhalte, die zum Verständnis und zur Anwendung von iiRDS notwendig und hilfreich sind. Die Arbeitspakete sind:

  • die Erstellung von Beispielinhalt
  • die Entwicklung eines Validierungs-Tools zur Validierung von iiRDS-Paketen
  • die Entwicklung einer Referenzimplementierung

2. Arbeitsgruppe „Development“: Die Erhaltung und stetige Weiterentwicklung der Spezifikation des Standards sind Thema. So wurden beispielsweise nach der Veröffentlichung der Version 1.0 im April 2018 einige Bugs aufgespürt, die in einem Bugfix-Release veröffentlicht werden. Das Release soll im zweiten Quartal dieses Jahres veröffentlicht werden. Die Arbeitspakete der Gruppe „Development“ lauten:

  • Erhaltung, Fehlerbehebung und Weiterentwicklung des iiRDS-Paketformats
  • Erhaltung, Fehlerbehebung und Weiterentwicklung des iiRDS-Modells
  • Entwicklung des „Request“-Teils von iiRDS

3. Arbeitsgruppe „Standards“: Die Experten dieser Arbeitsgruppe treiben die internationale Standardisierung von iiRDS unter folgenden Gesichtspunkten voran:

  • Mitarbeit in der Überarbeitung der 82045-2
  • Entwicklung eines Teilmodells der Industrie-4.0-Plattform

Weiterhin werden mögliche Beziehungen zu anderen Standards wie etwa OPC-UA oder AutomationML fortlaufend evaluiert. Kooperationen mit DITA und eCl@ss befinden sich momentan in Verhandlung. Einen weiteren wichtigen Punkt bildet die Terminologiearbeit.

Kurzfristige Aufgaben

Die drei Taskforces stehen bereits kurz vor ihrem Abschluss. Themen, Aufgaben und Ziele sind:

1. Taskforce „Creation of a PAS“: Um dem Ziel näher zu kommen, aus iiRDS einen internationalen Standard zu schaffen, entwirft die Taskforce des Konsortiums derzeit eine so genannte Publicly Available Specification, PAS. Damit sollen die Anforderungen für die Bereitstellung intelligenter Information standardisiert werden.

2. Taskforce „Coordination with VDI 2770“: Bereits über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren besteht die Kooperation der tekom-Arbeitsgruppe mit dem Richtlinienausschuss der VDI-Richtlinie 2770 „Digitale Hersteller­information für die Prozessindustrie“. Ziel dieser Kooperation ist es, dass die beiden Standards kompatibel zueinander sind. Um das Ziel zu erreichen, hat die Taskforce ein Dokument entwickelt, das eine Hybridversion der beiden Standards beschreibt. Nach der Abstimmung beider Seiten wird dieses Dokument im Laufe des Jahres veröffentlicht.

3. Taskforce „Rules for the iiRDS Consultants Pool“: Da in Zukunft mehr und mehr Unternehmen iiRDS implementieren, wächst der Bedarf an Beratern. Sie sollen den Unternehmen bei diesem umfangreichen Prozess zur Seite stehen. Um über das iiRDS-Konsortium Berater anbieten zu können, die nachweislich Erfahrung mit dem Standard haben, entwickelt die Taskforce ein Regelwerk. Auf dessen Grundlage können sich Personen offiziell als iiRDS-Berater zertifizieren lassen.

Der Standard in der Öffentlichkeit

In zahlreichen Ländern konnte man im letzten Jahr Präsentationen über iiRDS hören, zum Beispiel in China, Indien, Japan, Bulgarien, Italien, Frankreich, Dänemark, Tschechien und natürlich in Deutschland. Dort besonders auf der tekom-Jahrestagung, wo erstmals das iiRDS Café stattgefunden hat. Ein besonderer Erfolg, denn an elf Tischen beleuchteten iiRDS-Experten aus dem Konsortium die unterschiedlichsten Aspekte des Standards. Besucher des Cafés konnten jederzeit einen Thementisch verlassen, mit anderen Experten sprechen, Fragen stellen und gemeinsam über die Entwicklung von iiRDS diskutieren. Das interaktive Format erlaubte es, auf Besucher mit unterschiedlichstem Vorwissen einzugehen. Nach dem sehr positiven Feedback der Teilnehmer freut sich das iiRDS-Konsortium bereits auf eine Wiederholung auf der tekom-Jahrestagung 2019.

So geht es weiter

Mit einer gut gefüllten Roadmap ist das iiRDS-Konsortium motiviert in das neue Jahr gestartet: Die Konsorten freuen sich auf die Diskussionen über die Technik, auf die gemeinsamen Meilensteine und auf die Konferenzen, auf denen der Standard weiter für Aufmerksamkeit in der Technischen Kommunikation sorgen soll.

Wollen Sie mit dabei sein und als Pionier intelligente Informationen für Industrie 4.0 und das Internet der Dinge vorantreiben? Als Mitglied können Sie sich aktiv im Konsortium beteiligen oder an den neusten Entwicklungen teilhaben. Mehr darüber erfahren Sie auf der Internetseite des Konsortiums: iirds.org. Oder Sie besuchen den tekom-Blog über intelligente Information, dort speziell die Serie „5 Fragen an …“. Die Adresse lautet: intelligent-information.blog.

Zusätzlich lässt sich ein Newsletter über iiRDS abrufen, der ebenfalls unter iirds.org abonniert werden kann. Der Newsletter informiert regelmäßig über die Weiterentwicklungen des Standards.

Der Start in die intelligente Information

Zwar sind die Unternehmen längst in der Digitalisierung angekommen, dennoch ist es für manche Hersteller immer noch üblich, Technische Dokumentation auf Papier zu erstellen. Dabei sollte der Wandel weg vom Papier und hin zu elektronischer Bereitstellung vorangetrieben werden. Im Wesentlichen sprechen dafür zwei Gründe:

Erstens kann eine papierbasierte Gebrauchs- oder Betriebsanleitung für einen ungewollten Stillstand sorgen. Um eine Maschine oder Anlage zu warten oder eine Störung zu beheben, ist das gedruckte Handbuch erforderlich. Aber häufig ist das Handbuch nicht an seinem Platz. Oder der Maschinenbediener oder der Techniker muss darin nach dem Wartungsschritt oder der Fehlerbeschreibung suchen. Besteht die Maschine oder Anlage zudem aus einer Reihe von Zulieferkomponenten, für die die passenden Unterlagen fehlen, dann kann der Stillstand andauern.

Ist die passende Information gefunden, kann die Maschine tatsächlich gewartet oder die Störung behoben werden. Bis dahin verliert das Unternehmen Geld und Zeit: Zum einen ungenutzte Arbeitszeit des Servicetechnikers und zum anderen wirtschaftliche Verluste während des Maschinenstillstands.

Zweitens erfordert die Bereitstellung einer Technischen Dokumentation für Maschine oder Anlage eine Menge Papier. Es kann durchaus eine Palette voll mit Handbüchern sein. Möglicherweise erhält der Kunde sogar Handbücher in weiteren Sprachen, die er nicht benötigt und entsorgt. Hier gilt es umzudenken, Papier einzusparen und die Verfügbarkeit zu verbessern.

Metadaten vereinfachen gezielte Informationsbereitstellung

Nicht zuletzt haben sich die Erwartungen der Kunden in den letzten Jahren geändert. Beinahe überall sind mobile Endgeräte fester Bestandteil des Alltags, alle Informationen und Transaktionen sollen wie selbstverständlich damit abgewickelt werden. Dies gilt auch für die Nutzung technischer Produkte und der begleitenden Informationen. Allerdings fehlen ein einheitlicher Standard und eine Technologie, die leicht zugänglich ist.

Diese Gründe haben den Ausschlag gegeben, die tekom-Arbeitsgruppe „Information 4.0“ zu gründen, aus der iiRDS hervorging. Dem Standard liegen standardisierte Metadaten zugrunde, die dem Benutzer ausschließlich die Informationshäppchen bereitstellen, die er in seinem Nutzungskontext benötigt – nicht mehr und nicht weniger. Der Standard funktioniert hersteller- und branchenübergreifend: Hersteller können ihre Dokumentation einheitlich abliefern, nicht mehr nach individuellen Bedürfnissen angepasst. Kunden wiederum können die Technische Dokumentation ihrer verschiedenen Zulieferer einfach integrieren. Zwischen Sender und Empfänger steht iiRDS in der Mitte.

Inf. 01  Quelle Judith Hallwachs

 

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