Stiefkind ohne richtiges Zuhause?

Text: Michael Plattner Dieter Gust

Die Technische Dokumentation fristet allzu oft ein recht kärgliches Dasein. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen muss sie so günstig wie möglich sein, denn kein Kunde zahlt dafür extra. Und da eine Benutzerdokumentation immer den Endkunden im Visier hat, verlegten sich zahlreiche Hersteller kurzer Hand darauf diesen Bereich im Marketing einzugliedern. Als Vermarktungsinstrument ist die Technische Dokumentation jedoch gänzlich ungeeignet, denn wer wollte ernsthaft argumentieren, dass je ein Kunde seine Kaufentscheidung von der Qualität der Betriebsanleitung eines Produkts abhängig gemacht hat. Somit stellt sich die „Sinnfrage“: Wohin mit der Technischen Dokumentation?

Inhaltsübersicht

Lesedauer: 07:02 Minuten

Die Verlagerung der Technischen Dokumentation ins Marketing stellt bereits die zweite Trendwende der letzten 15 Jahre dar. Schon Ende der 80er Jahre waren die Verantwortlichen der Meinung, das vermeintliche Schattendasein im Produktentwicklungsumfeld durch unternehmensweite Abteilungen – Stichwort „Dokumentationsfabrik“ – verlassen zu können. Der Dokumentationsfabrik lag die nahe liegende Idee zu Grunde alle verteilten Dokumentationskräfte zu bündeln. Ziel war es, die Bedeutung und die Qualität der Dokumentation insgesamt spürbar zu verbessern. Die Begründungen klingen nach wie vor modern, jedoch endeten die Dokumentationsfabriken in der Sackgasse: Denn nun wurden plötzlich die Kosten für die Technische Dokumentation deutlich und bis in die Unternehmensführung sichtbar. Auf der anderen Seite ließen sie sich aber nicht mehr produktbezogen zuordnen. Dies hatte zur Folge, dass man in den ...