Regelhafte Unregelmäßigkeiten

Text: Beate Hennig

Während sich der Wortschatz einer Sprache kontinuierlich wandelt, ist die Grammatik ziemlich beständig. Umso gravierender kann es sein, wenn sie sich verändert, zum Beispiel bei unregelmäßigen Verben.

Inhaltsübersicht

Lesedauer: 06:04 Minuten

Veränderungen im Bereich der Grammatik werden von aufmerksamen Sprachteilnehmern zunächst meist als Fehler empfunden, bürgern sich aber häufig ein und werden schließlich nicht mehr als fehlerhaft wahrgenommen. Sind das Zeichen für Sprachverfall, wie viele selbsternannte Sprachpfleger gerne behaupten? Oder hat es so etwas in der Sprachgeschichte schon früher gegeben und ist als normale Entwicklung der Sprache zu verstehen?

Starke und schwache Verben

Wenn in der Süddeutschen Zeitung ein renommierter Autor von einer Tradition berichtet, „die in Amerika besonders gedeihte“ (SZ 26.6.13), kommt man schon ins Grübeln, denn es muss laut Duden heißen „die Tradition gedieh“. Ist etwa die Konjugation der Verben freigegeben, so dass ein Autor unregelmäßige Verbformen nicht mehr verwenden muss? Oder ist hier einem kompetenten Sprachteilhaber, von dem man so etwas nicht erwartet, ein grammatischer ...