Die geheime Macht der Wörter

Text: Markus Reiter

Sprache hat fast immer eine unbewusste Wirkung. Metaphern beeinflussen unser Denken und viele Wörter lösen Gefühle aus. Das zeigen verblüffende wissenschaftliche Experimente.

Inhaltsübersicht

Lesedauer: 11:38 Minuten

Dieser Text hört sich weitgehend sachlich an. Er verweist im Wesentlichen auf Zahlen und Fakten. Die Stanford-Professorin Lera Boroditsky und ihr Kollege Paul Thibodeau legten ihn ihren Probanden in einem wissenschaftlichen Experiment vor. Die Befragten sollten Maßnahmen vorschlagen, die die Stadt ergreifen könne, um gegen die Kriminalität vorzugehen. Außerdem sollten sie im Text jene Passagen unterstreichen, die sie zu ihrem Urteil veranlasst hatten.

Der Clou des Experimentes: Eine andere Gruppe von Versuchsteilnehmern erhielt einen nahezu identischen Text. Mit einer Ausnahme: Statt mit einem „wilden Tier“ und „lauern“ wurde die Kriminalität darin mit einer Krankheit verglichen, die die Stadt befallen habe. Dieser Austausch der Metaphern wirkte sich erheblich auf die Vorschläge zur Kriminalitätsbekämpfung aus. Während in der „wilden Tier“-Fassung drei Viertel der Befragten mehr Polizei ...

Illustration CSH/istock