Mehr als gute Aussichten

Text: Isabelle Fleury

„Technischer Redakteur – ein Medienberuf mit Zukunft“ lautete lange Zeit ein Werbespruch der tekom. Die rosigen Zukunftsaussichten sind geblieben, dafür haben sich die Rahmenfaktoren verändert.

Inhaltsübersicht

Lesedauer: 12:33 Minuten

Manche technischen Produkte kommen vielleicht ohne Gebrauchsanleitung aus. Doch ganz so einfach ist die Sache nicht, denn gerade die komplexe Technik von heute ist auf qualifizierte Vermittler und Vermittlerinnen angewiesen. Ein Stück Anleitung auf Papier und in sieben Sprachen reicht dafür nicht mehr aus. Der Markt und der Gesetzgeber verlangen neue, zumeist digitale Lösungen, jenseits von PDF.

Von Dokumentation zu Kommunikation

Als die tekom 1978 gegründet wurde, war die Technische Kommunikation (TK) zunächst unbekannt. Unternehmen haben Personen abgestellt, die Informationen zur Nutzung ihrer Produkte sammeln sollten. Ziel des Verbands war es, die Erstellung Technischer Dokumentation nicht dem Zufall zu überlassen und Standards für gute Dokumentation zu setzen. Das bisherige Berufsbild fußt auf der Definition von Technischer Kommunikation. Sie wird als Prozess der Definition, Erstellung und Bereitstellung von Informationsprodukten für technische Geräte und Software verstanden. Über die Jahre ist es der tekom gelungen, das Berufsbild „Technische/-r Redakteur/-in“ zu etablieren, inzwischen ein anerkannter Beruf.

Mit der Professionalisierung der Technischen Kommunikation ist das Aufgabengebiet gewachsen, ebenso die Anzahl der Informationsprodukte. Darüber hinaus entstanden Spezialisierungen entlang des TK-Prozesses, um neue Anforderungen und Möglichkeiten umzusetzen.

Die Entwicklung wird von vier Dimensionen vorangetrieben: normative Anforderungen, Globalisierung, Technologien und Erwartungen von Nutzern und Nutzerinnen. Betrachten wir diese Dimensionen später genauer.

Von Berufsbild zu Berufsfeld

Inzwischen ist das Aufgabenspektrum der Technischen Kommunikation außerordentlich vielfältig. Zahlreiche Rollen und Aufgaben lassen sich nicht oder nur schwer unter Technischer Redaktion zusammenfassen. Wo anfangs der Fokus auf Technischer Dokumentation lag, hat er sich zur Technischen Kommunikation verschoben. Die Gründer des Verbands haben dies in weiser Voraussicht im Vereinsnamen verankert. Und wir sind auf dem Weg zur nächsten Entwicklungsstufe – dem Management intelligenter Informationen.

Mit dem gewachsenen Aufgabengebiet geht zudem ein größerer Verantwortungsbereich in den Unternehmen einher. Je mehr Unternehmen den Wert intelligenter Informationen für interne Abläufe und digitale Services erkennen, umso mehr steigt der Stellenwert der TK. Um diese Wirkung und den Einflussbereich der TK auch sprachlich zu verstärken, spielen Bezeichnungen eine Rolle. Aus all diesen Gründen sprechen wir lieber von einem Berufsfeld anstatt von einem Berufsbild.

Bedarf an Fachkräften

Regelmäßig ermittelt die tekom Kennzahlen. Nach einer Stagnation während der Pandemie waren 2023 hochgerechnet 103.000 Personen in unserer Branche tätig, 17.725 mehr als vor 10 Jahren. Der jährliche Bedarf an Fachkräften bleibt mit etwa 5.000 pro Jahr hoch. Diese Entwicklungen kann man als eine erfreuliche Auswirkung der Berufsfelderweiterung interpretieren. Wichtig ist, die Entwicklung des Fachkräftebedarfs vor dem Hintergrund der Veränderungen der demografischen Strukturen zu betrachten. Auch in der TK hinterlässt der Rückzug der „Babyboomer“ mit ihrem Know-how und ihrer Arbeitskraft eine Lücke. Es stellt sich die Frage, wie Fachkräfte gefunden werden, bei der geringeren Anzahl junger Erwachsener und sinkender Geburtenrate. Gleichzeitig können die heute flexibleren Arbeitsmethoden Fachkräfte remote und aus dem Ausland einbinden. Das erweitert den Pool potenzieller Bewerberinnen und Bewerber.

Neue Fachkräfte gewinnen

Die tekom ist der Marktplatz für alle Akteure in unserem Berufsfeld: Arbeitgeber und Arbeitnehmer bzw. produzierende Unternehmen, Dienstleister, Hochschulen und Arbeitssuchende. Der Verband unterstützt an ganz unterschiedlichen Punkten einer Karriere: vor der ersten formalen Ausbildung, bei der Erstausbildung, beim Jobeinstieg, beim Quereinstieg und beim Jobwechsel.

Die Attraktivität des Berufsfelds vor der Ausbildung zu steigern, bedeutet, Personen für das Berufsfeld zu gewinnen, den Bedarf an Fachkräften zu decken und in den Unternehmen den Stellenwert zu erhöhen. Berufsfeldmarketing ist eine ständige Aufgabe des Verbands. Abhängig von Arbeitsmarkt und Methoden der Jobsuche, passt die tekom ihre Aktivitäten an. Wo früher Jobmessen Erfolg versprochen haben, sind heute Videos oder Podcasts zielführender. Gemeinsam mit Unternehmen hat die tekom Videos aufgenommen und auf YouTube veröffentlicht. In den sozialen Medien macht der Verband das Berufsfeld und seine vielfältigen Gestaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten sichtbar. Außerdem unterstreicht er die Rolle der TK für Zukunftsthemen wie Green Deal und Nachhaltigkeit.

Ein Pluspunkt für die TK sind die Jobaussichten und die Verdienstmöglichkeiten. Diese Zahlen ermittelt die tekom in ihrem Gehaltsreport.

Vor der ersten formalen Ausbildung konkurriert die TK mit anderen Studienrichtungen um Talente. Die Anzahl der Studierenden und Absolventen sinkt jedoch, auch in den meisten Studiengängen rund um die TK. 2024 wurde deshalb im tekom-Beirat für Aus- und Weiterbildung ein Fachausschuss „Hochschulen“ gegründet. Die tekom entwickelt mit Vertretern und Vertreterinnen deutschsprachiger Hochschulen Maßnahmen, um die Attraktivität der Studiengänge zu erhöhen und junge Menschen für eine Karriere in dieser Branche zu gewinnen. Eine erste Maßnahme ist die im Mai gestartete Podcast-Serie „tekom-Studycheck“, in der Hochschulprofessoren und Studierende ihre Studiengänge vorstellen.

In der Erstausbildung betreibt die tekom Grundlagenarbeit und entwickelt Kompetenzrahmen für Technische Dokumentation und Technische Übersetzung, die Hochschulen und Weiterbildungsträger zur Konzeption von Curricula und Bildungsangeboten heranziehen können. Der Kompetenzrahmen Technische Dokumentation ist außerdem die Basis für die internationale tekom-Zertifizierung. Diese Kompetenzrahmen werden unter der Regie des tekom-Beirats Aus- und Weiterbildung mit allen Akteuren laufend angepasst.

Für den Jobeinstieg existieren vielfältige Angebote, um den Wechsel vom Studium in den Beruf zu fördern:

  • Studierende in TK-Fächern für die Branche begeistern; so hat der Besuch der Jahrestagung mehr als einen Studierenden bewogen, in unserer Branche zu bleiben.
  • Online-Marktplatz für Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit Stellengesuchen und Stellenangeboten
  • Jobwände auf Tagungen
  • Angebote für Berufseinsteiger und -einsteigerinnen entwickelt die Arbeitsgruppe Young Professionals; Aufbereitung von Informationen auf der Webseite und in Social Media; Organisation von Meetups auf der Jahrestagung, 2024 gibt es Führungen über die Messe.

Der Anteil an Quereinsteigern sinkt zwar, bleibt jedoch hoch. 2023 sind 71,5 % der Beschäftigten in der TK mit einem anderen beruflichen Hintergrund in die Branche gewechselt (80 % in 2002). Hier hilft die tekom, den Einstieg schneller zu schaffen:

  • Qualifizierungsberatung – mit einer Gap-Analyse helfen Beraterinnen und Berater, den Qualifizierungsbedarf zu erkennen und informieren über Weiterbildungsmöglichkeiten.
  • Mit der tekom-Zertifizierung können Quereinsteiger und Berufspraktiker einen formalen Ausbildungsnachweis in der Technischen Kommunikation erwerben.
  • Der direkte Einstieg kann mit dem tekom-Volontariat begleitet werden: duale Ausbildung in Praxis.

Inzwischen werden Quereinsteiger für neuartige Aufgaben benötigt. Welche TK-Kompetenzen zum Einstieg erforderlich sind, ist je nach Rolle zu klären.

Für den Jobwechsel bietet die tekom neben dem Marktplatz zahlreiche Möglichkeiten für den Austausch, um den eigenen Marktwert und die Branchenakteure kennenzulernen. Der bereits zitierte Trendreport und der Gehaltsreport geben Orientierung über die Entwicklungen. In Arbeit sind aktuell Publikationen zu Entwicklungs- und Karriereperspektiven.

Qualifizierung ist gefragt

Technische Redakteurin bzw. Technischer Redakteur ist weitgehend ein Beruf für Menschen mit einem akademischen Abschluss: Rund 83 % der in der Technischen Kommunikation Beschäftigten haben laut Trendreport 2023 einen akademischen Abschluss. Eine formale Ausbildung wird in Deutschland geschätzt. Sie ist Türöffner für den Arbeitsmarkt bzw. eine höher dotierte Stelle. 24,5 % der Befragten haben einen Hochschulabschluss in Technischer Kommunikation. Auch der Anteil der Personen mit tekom-Zertifikat steigt laut Stichprobe der Befragten kontinuierlich an. Der größte Teil der befragten Personen hat keinen formalen TK-Abschluss (49,7 %). Der Trend zeigt jedoch, dass dieser Teil weniger wird.

Viele qualifizieren sich durch Einzelseminare und Lehrgänge, die Weiterbildungsträger und Hochschulen anbieten. Insgesamt haben laut Trendreport 2023 derzeit 53 % der Mitarbeitenden eine Aus- oder Weiterbildung in Technischer Kommunikation. Von allen Befragten geben 74 % an, in der Vergangenheit bereits an einer Aus- oder Weiterbildung teilgenommen zu haben.

Berufliche Veränderungen

Technologische Entwicklungen sind einer der Haupttreiber von Veränderungen des Berufsfelds. Sie verändern die Prozesse, die technischen und menschlichen Schnittstellen, fordern andere Strategien und Konzepte für Informationsprodukte und führen zu neuen Rollen und Verantwortlichkeiten in den Teams und Unternehmen. Außerdem verlangen sie nicht zuletzt neues Wissen und Kompetenzen.

Selbstverständlich werden technische Neuerungen und Lösungen unterschiedlich in den Unternehmen umgesetzt. 2022 haben wir in Umfragen ermittelt, wie umfassend bereits digitale Lösungen eingesetzt wurden und welche geplant sind. Digitale Entwicklungswellen wurden sichtbar, die in einem Reifegradmodell abgebildet sind. Die Bandbreite ist enorm, und schon sind die nächsten Neuerungen im vollen Gange. Der bereits stark technisierte Übersetzungsprozess mit Translation-Memory-Systemen erlebt eine Umwälzung durch die neuronale maschinelle Übersetzung. Der tekom-Fachausschuss Technische Übersetzung skizziert in seinem Kompetenzrahmen ein neues Bild des Teilberufsfelds „Technische Übersetzung“, in dem die Rolle „Übersetzung“ nur noch eine von 16 ist. Die Aufgaben verlagern sich etwa auf die Aufbereitung von Inhalten (Standardisierungsvorgaben, Terminologie), die Qualitätssicherung (Revision, Copy-Editing, Lektorat), das Management von Prozessen (Übersetzungsmanagement, Changemanagement, Teamleitung) und IT-spezifische Tätigkeiten (Tool-Administration, Tool-Einführung, Datenmanagement).

Verhalten hat sich verändert

Nicht zu unterschätzen sind die Wechselwirkungen zwischen Anforderungen des Markts und technologischen Entwicklungen. Während der Corona-Pandemie war die Nutzung digitaler Angebote häufig die einzige Möglichkeit, um einzukaufen oder zu kommunizieren. Neue Gewohnheiten sind entstanden. Diese haben nachhaltig die Erwartungen an die Bereitstellung und den Austausch von Informationen verändert.

Die Nutzerinnen und Nutzer erwarten inzwischen, dass Informationen zu einem Produkt leicht und schnell über digitale Geräte ständig verfügbar sind. Und natürlich haben sich unsere Ansprüche an die inhaltliche Qualität der Informationen geändert: Sie sollen korrekt, aktuell, leicht verständlich und zugeschnitten auf unseren präzisen Kontext sein, und dazu gern angereichert um weitere Informationsangebote. Eine Anforderung hat sich unter dem Einfluss von Social Media mit seinem ständigen Fluss an Informationen ergeben: Erklärungen müssen kurz, prägnant und ansprechend dargestellt werden, am besten als Illustration oder Videos aufbereitet. Das ist nicht weniger als eine Revolution im Vergleich zur Papieranleitung oder auch einem 100-seitigen PDF.

Was selbstverständlich und einleuchtend klingt, setzt einen hohen Digitalisierungsgrad der Prozesse der Technischen Kommunikation voraus: Informationsstrukturierung, Metadaten-Modell, Wissensmodelle, Individualisierung von Inhalten, was nur mit dem Einsatz von Technologien wie CCMS und CDP funktioniert.

Gestiegener Wertbeitrag

Die gestiegenen normativen Anforderungen, etwa im Bereich Nachhaltigkeit, setzen sehr ausgeklügelte technische Plattformen, Mechanismen und Standards zu Bereitstellung und Austausch von Informationen zwischen Organisationen und Systemen voraus. Außerdem haben Unternehmen inzwischen den (Markt)-Wert intelligenter Informationen im Produkt und aus dem laufenden Betrieb des Produkts erkannt. Sie können damit nicht nur ihre Produkte verbessern und ihre Umsatzrendite durch ein exakteres Controlling erhöhen. Zusätzlich wickeln sie neue digitale Services für ihre Kunden ab. Alle diese Aspekte werden inzwischen unter Industrie 4.0. zusammengefasst. Dazu gehören Lösungen wie der digitale Zwilling.

Diese Art von Informationen deckt die Definition der Technischen Kommunikation bislang nicht ab. Allerdings haben Beschäftigte in der TK Wissen über Klassifikationen, die Systematisierung, den Entstehungs- und Pflegeprozess von Informationen und nicht zuletzt über die Einführung komplexer IT-Lösungen. Sie sind prädestiniert, diese Entwicklungen voranzutreiben und zu begleiten – was nach der Digitalisierungsstudie übrigens in vielen Unternehmen bereits Realität ist.

Der Wertbeitrag der Technischen Kommunikation steigt mit den neuen Wirkungsfeldern und neuer Verantwortung im Unternehmen.

Künstliche Intelligenz

Die nächste Welle an Veränderungen kommt mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz. Zahlreiche Szenarien wurden bereits getestet, evaluiert und teilweise schon produktiv eingesetzt. Das machen auch die Artikel in dieser Fachzeitschrift deutlich: Die Einsatzmöglichkeiten von KI in der Content-, Sprach- und Medienerstellung sind vielfältig. Eine große Hoffnung ist, dass KI die Prozesse und Tätigkeiten so weit unterstützt, dass man dem Fachkräftemangel entgegenwirken kann und durch das Verringern von Routine-Aufgaben bzw. aufwendigen Tätigkeiten das Berufsfeld attraktiver wird.

Einfluss von Normen

Gesetzliche und normative Anforderungen sind für das Berufsfeld einer der stärksten Einflussfaktoren. Betrachten wir lediglich Entwicklungen, die die TK im Gesamten betreffen. Darüber hinaus unterliegt jede Branche eigenen normativen Anforderungen, die spezifische Auswirkungen haben.

Ein erster Einschnitt mit positiver Auswirkung war die Veröffentlichung der Maschinenrichtlinie 2006/42/EC und ihrer Vorgabe, dass technische Unterlagen bzw. eine Technische Dokumentation verfügbar sein müssen. Außerdem, dass die Betriebsanleitung verschiedenen Anforderungen unterliegt in Bezug auf Abfassung und Inhalte. Damit rücken die Wichtigkeit der TK und der Druck, ihre Effizienz zu erhöhen, in den Fokus der Unternehmensleitungen. Dies bedingte eine weitere Professionalisierung des Berufsfelds mit besser ausgebildetem Personal und höhere Investitionen in die Digitalisierung der Erstellungsprozesse.

In der Legislaturperiode 2019–2024 hat die Europäische Kommission zusammen mit dem Europäischen Parlament und dem Rat mehrere Verordnungen und Richtlinien entwickelt oder überarbeitet. Einige sind Revisionen, andere komplett neu.

Die Maßnahmen werden für eine weitere Stärkung sorgen, stellen neue Herausforderungen und gleichzeitig auch Chancen für die TK dar. So wird etwa mehr qualifiziertes Personal benötigt, um den Umfang an neuen Inhalten sowie neuen Informationsprodukten, Medien und Formaten zu erstellen. Zudem sind neue Kompetenzen erforderlich.

Veränderung wesentlicher Tätigkeiten

Die Tätigkeiten in der TK haben sich durch die wachsende Anzahl an Anforderungen gewandelt, bedingt durch Neuerungen in den Bereichen normative Vorgaben, Technologien und Globalisierung: Einige Tätigkeiten bleiben gleich oder unter geänderten Vorzeichen, andere wurden in Tätigkeiten aufgeteilt und wieder andere sind neu. Wie erwähnt, reicht das Berufsbild „Tech-nische/-r Redakteur/-in“ nicht mehr aus, und wir können das Berufsfeld in fünf Bereiche aufteilen. Sie lassen sich in mehrere Rollen sowie Spezialisierungen herunterbrechen.

Sehen wir uns einen ersten Modellentwurf an. Die Validierung und die Ausarbeitung weiterer Rollen und Spezialisierungen werden in den kommenden Monaten erfolgen und dann veröffentlicht. Wir möchten dieses Modell zunächst nutzen, um Entwicklungsperspektiven und Karrierewege aufzuzeigen. Im Bereich Content unterscheiden wir sechs Rollen:

  • Content-Strategie
  • Konzeption
  • Architektur, Strukturierung
  • Content-Erstellung
  • Qualitätssicherung
  • Wissensmanagement

Die zu den fünf ersten Rollen erforderlichen Kompetenzen beschreibt bereits der Kompetenzrahmen Technische Dokumentation. Der Bereich umfasst außerdem eine Reihe von Spezialisierungen:

  • rund um TK-spezifische Themen, wie Recht und Normen, oder CE-Beauftragter
  • zu neuen inhaltlichen Themen wie Cyber Resilience Act oder AI-Act
  • nach Informationsprodukten: Bedienungsanleitung, Schulung, UX-Writing, digitaler Produktpass

Im Bereich Sprache unterscheiden wir mehrere Rollen

  • Sprachliche Expertise (Sprachwissenschaft, Wissensmodelle, Sprachen)
  • Übersetzung
  • Postedition
  • Präedition
  • Fachliche Prüfung
  • Revision
  • Terminologiearbeit

Im Bereich Technologie sind in den letzten Jahren zahlreiche Rollen entstanden:

  • Tool-Admin
  • Tool-Support
  • Tool-Einführung
  • Jeweils mit Spezialisierungen nach Tooltyp: Translation-Memory-System, CCMS, Terminologie, CDP
  • Datenmanagement
  • Schnittstellenkoordination
  • Digitalisierungsbeauftragter
  • Weiterentwicklung
  • Compliance
  • Datenschutz
  • Informationssicherheit

Im Bereich Medien unterscheiden wir aktuell die Tätigkeiten nach den produzierten Medien:

  • DTP/Layout
  • Print
  • Illustrationen
  • Animationen
  • Instruktionsvideos
  • AR/VR
  • Podcasts
  • ChatBot
  • Social Media

Der Bereich Management umfasst:

  • Projektmanagement
  • Übersetzungsmanagement
  • Terminologiemanagement
  • Qualitätsmanagement
  • Product-/Service-Ownership
  • Produktmanagement
  • Moderation
  • Team/Abteilungsleitung
  • Geschäftsführung
  • Botschafter

Der Blick in die Zukunft

Nach einer tekom-Umfrage von 2024 besteht kaum ein Zweifel, dass die Art und Weise, wie Tätigkeiten ausgeführt werden, sich schon in den nächsten zwei Jahren verändern wird: 63 % der Befragten halten Änderungen für eher wahrscheinlich bis sicher.

Wenig überraschend werden die meisten Änderungen im Bereich Technologie erwartet. An erster Stelle wird vermutlich künstliche Intelligenz viele Prozesse verändern, einige Aufgaben vielleicht sogar komplett übernehmen. Welche weiteren Rollen KI schaffen wird oder die Aufgabenerfüllung von anderen Tätigkeiten verändert, ist aktuell spekulativ. Wahrscheinlich ist, dass sehr gut ausgebildete Expertinnen und Experten in den verschiedenen Bereichen gebraucht werden, um KI zu trainieren, deren Erzeugnisse zu validieren und weiterzuverarbeiten.

Häufig wurde auch genannt, dass die weitere Digitalisierung der TK-Prozesse zu erwarten ist, ebenso der Datenstrukturierung sowie die Einführung von Redaktionssystemen/CCMS.

Folgende Trends werden deutlich:

Im Bereich Content ist eine Verlagerung der Tätigkeiten weg von der eigentlichen Erstellung hin zu Qualitätsplanung und Qualitätssicherung zu erwarten. Eine weitere Spezialisierung nach Themen und Informationsprodukten ist wahrscheinlich. Vermutlich wird der Bedarf an Qualitätssicherung KI-erstellter Materialien neue Tätigkeiten schaffen.

Im Bereich Technologie sind sicher die meisten Veränderungen zu erwarten. Die Komplexität digitaler Lösungen und deren Vernetzung mit Systemen in und zwischen den Organisationen wird die Differenzierung der Aufgaben und die Spezialisierung der Beschäftigten nach Tools fördern. Vorstellbar ist, dass Prompt Engineering mit der Zeit professionalisiert wird und neue Tätigkeiten hervorbringt, etwa Standardisierung von Prompts, Betreuung von Prompt-Datenbank, Prompt-Creation oder Qualitätssicherung von Prompt Refine.

Im Bereich Sprache werden die aktuellen Entwicklungen rund um NMT weiter Raum greifen. Sprachliche Expertise rund um Linguistik, Wissensnetze, Large Language Models wird immer wichtiger.

Im Bereich Medien wird voraussichtlich auch die Erstellung von Illustrationen, Animationen und Videos durch KI verändert.

Im Bereich Management ist mit mehr Verantwortung zu rechnen; wenn die Veränderungen des Berufsfelds sich ähnlich wie in den letzten Jahren fortsetzen, wird die Technische Kommunikation eine größere Bedeutung im Unternehmen haben und mehr Einfluss gewinnen. Das wird den Bereich für fachfremde Führungskräfte interessant machen.

Unterstützung der tekom

Das Berufsfeld entwickelt sich weiter. Die tekom bietet zahlreiche Möglichkeiten, um fachlich auf dem Laufenden zu bleiben und sich zu qualifizieren:

  • tekom-Tagungen
  • Fachzeitschrift ‚technischen kommunikation‘
  • Fachmagazin ‚tcworld magazine‘
  • Intelligent Information Blog über intelligente Information
  • tekom-Publikationen: Whitepaper zu aktuellen Entwicklungen, Studien, Praxisleitfäden, Reports
  • Regionalgruppenveranstaltungen
  • Best Practice Workshops
  • tekom-Webinare – 2025 startet ein neues umfassendes Webinarprogramm.

Der Verband im Wandel

Bei all den Entwicklungen herrscht Aufbruchstimmung: Wie gestalten wir unser Berufsfeld und entwickeln den Verband weiter, um die Chancen der neuen Entwicklungen zu ergreifen und für alle Personen im Berufsfeld eine Anlaufstelle und Austauschplattform zu sein? Dieser Frage stellen wir uns auch in Zukunft und bieten allen Mitgliedern Unterstützung. Aktuell wird in unterschiedlichen Arbeitskreisen an der Weiterentwicklung unserer Mitgliederangebote gearbeitet.

Eine weitere Initiative ist wichtig. Um den differenzierteren Anforderungen unserer Mitglieder zu begegnen, entwickelt die tekom-Task Force „Produktentwicklung und Mitgliedergewinnung“ im Dialog mit Zielgruppen Angebote, die sich an aktuellen Bedürfnissen orientieren. In allen vier Entwicklungsdimensionen sind wir selbst aktiv und setzen Veränderungen um:

  • Normative Entwicklungen – unsere Aktivitäten im Bereich Recht und Normen erfolgen weiterhin in nationalen Normungsgremien. Wir verstärken gleichzeitig unsere Aktivitäten auf europäischer und internationaler Ebene. Eine Joint Working Group mit tekom Europe beobachtet und analysiert die Entwicklungen in Brüssel. Wir streben die Anerkennung von iiRDS als internationale Norm an.
  • Technologien – die Digitalisierung unserer Prozesse ist bereits weit vorangeschritten. Künftige Angebote und Services für Mitglieder werden digitaler. Dazu zählt eine neue Online-Konferenz 2025.
  • Globalisierung – wir fördern den Austausch zwischen internationalen Verbänden und richten den Interna­tional Round Table aus, um die Entwicklung der Technischen Kommunikation weltweit voranzutreiben.
  • Nutzungsverhalten und Erwartungen unserer Mitglieder – wir werden sichtbarer und erweitern die Austauschformate um Social Media, fördern aber weiterhin mit Präsenzformaten persönliche Begegnungen.

Uns bewegt noch eine Frage: Wie erhalten und schaffen wir die Identifikation mit dem Verband bei dieser Breite des Berufsfelds? Eine große Stärke der tekom ist es schon immer gewesen, unterschiedliche Personengruppen mit ihren fachlichen Hintergründen, Aufgabengebieten, Unternehmens­umfeldern und Bedürfnissen unter einem Dach zu vereinen. Uns liegt weiterhin viel daran, dass sich unsere unterschiedlichen Mitgliedergruppen in unserem Auftreten und unserer Sprache wiederfinden und in der tekom eine berufliche Heimat haben. Ein Weg könnte die stärkere Nutzung unserer Vereinsbezeichnung „Gesellschaft für Technische Kommunikation“ und Förderung der Idee aus unserem Slogan „We are tekom“ sein.

Eine Frau und ein Mann steigen eine gezeichnete Treppe hoch.