An dieser Stelle haben wir bereits unterschiedliche sprachliche Einheiten betrachtet, von Wörtern über Sätze bis hin zu ganzen Texten und ihren Strukturen. Mit Topics haben wir uns aber bisher noch nicht befasst. Das liegt zum einen daran, dass Topic keine grammatische Kategorie im klassischen Sinne ist. Zum anderen liegt es aber auch daran, dass Topics zwar in aller Munde, im Zweifelsfall aber gar nicht so leicht zu beschreiben sind. Ein weiterer Grund also, dem schillernden Begriff einmal auf den Grund zu gehen.
Warum Topics?
Topicorientiertes Schreiben gilt als zentrale Methode, um den Anforderungen an eine moderne Technische Redaktion gerecht zu werden. Durch Topics lässt sich ein Content-Bestand aufbauen, der flexibel zu unterschiedlichsten Dokumentationen und Formaten kombiniert werden kann. Idealerweise wird also dasselbe Topic in den verschiedensten Situationen eingesetzt und erspart dadurch Pflege- und Übersetzungsaufwände.
Allerdings sollte man nicht vergessen, dass diesen Einsparungen auch Kosten gegenüberstehen. Wie topicbasiertes Schreiben funktioniert, erschließt sich nicht von selbst. Ein gewisser Schulungs- und Einarbeitungsaufwand ist deshalb einzukalkulieren. Außerdem können Topics einen hohen Suchaufwand erzeugen, wenn der Content-Bestand nicht zielführend organisiert ist. Und zu guter Letzt ist ein topicbasierter Content-Bestand nur so gut, wie er gepflegt wird. Denn die Pflegeanforderungen bei Topics sind höher als beim kapitelorientierten Arbeiten, weil die Inhalte häufiger wiederverwendet werden und sich Fehler dadurch potenzieren können.
Wie sieht das ideale Topic aus?
Wenn man sich ansieht, was im Allgemeinen dazu gesagt wird, dann gibt es im Wesentlichen drei Eigenschaften, die ein Topic ausmachen: Es ist kurz, es ist in sich geschlossen und es ist medienneutral.
Das erscheint auch auf den ersten Blick recht einleuchtend. Erst bei genauerem Hinsehen zeigt sich, wie schwierig es ist, zu beurteilen, ob eine Content-Einheit ein (gutes) Topic ist. Denn auch bei einem
Topic kann der Teufel wie so oft im Detail stecken.
Genau genommen trifft die Beschreibung auf ein einzelnes Wort genauso zu: Es ist kurz (im Vergleich zu einem Kapitel auf jeden Fall), in sich geschlossen und normalerweise medienneutral. Die üblichen Beschreibungen reichen also nicht aus, um zu bestimmen, wie ein gutes Topic aussieht.
Wie kommt man zu guten Topics?
Zu den bereits genannten Kriterien sollten zwei weitere hinzukommen, außerdem sollte eine Einschränkung gemacht werden. Zur Einschränkung komme ich etwas später. Die beiden Kriterien sind aber schnell benannt: Ein gutes Topic sollte ein einziges Thema behandeln. Außerdem sollte es ein einziges Sprachhandlungsziel haben, also zum Beispiel nur eine Warnung zu einer Handlungssituation enthalten oder nur die Beschreibung eines einzelnen Bauteils. Und nun noch zu der Einschränkung: Selbst mit zahlreichen Kriterien wird sich nicht abschließend bestimmen lassen, wie ein Topic aussehen soll. Denn dasselbe gilt auch für andere sprachliche Einheiten – was ist ein Kapitel, Absatz, Satz? Die Antworten können weit auseinandergehen.
Was zeichnet ein gutes Topic aus?
Technische Redaktionen sollten sich deshalb von dem Gedanken befreien, dass sie abschließend und eindeutig festlegen müssen, wie ein Topic aussieht. Was ein gutes Topic ist, entscheidet sich vielmehr durch die Ziele, die eine Technische Redaktion mit topicorientiertem Schreiben verbindet. Dies kann ganz verschieden aussehen und durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst werden. Die wichtigste Entscheidung ist dabei, welche Balance zwischen Wiederverwendung und Organisationsaufwand angestrebt wird.
Ich kenne eine Redakteurin, die sehr viele sehr kleine Topics verwendet, die nur aus einem Satz bestehen. Als Ein-Personen-Redaktion hat sie den Aufwand für so eine kleinteilige Organisation gut im Griff; gleichzeitig erreicht sie dadurch eine hohe Wiederverwendung. In größeren Redaktionen würden solche Topics vermutlich aber wegen der Abstimmungsprobleme zwischen dem Team nicht funktionieren. Wie so oft in der Technischen Kommunikation gilt auch hier: Es ist alles eine Frage der Perspektive, auch bei Topics.

